Israelfeindliche Aktivisten, darunter Greta Thunberg und die Berlinerin Yasemin Acar, sind am Sonntag mit ihrer Flottille im Hafen von Sidi Bou Said bei Tunis eingetroffen. Hunderte Menschen versammelten sich, um die 22-jährige Schwedin zu begrüßen. Thunberg reist gemeinsam mit rund 350 sogenannten »propalästinensischen« Aktivisten. An Bord der etwa 20 Boote befinden sich Hilfsgüter, die in den Gazastreifen gebracht werden sollen.
Vor ihren Unterstützern sprach Thunberg von einem »Völkermord« und einer »Hungerkatastrophe«, die durch Israels »Tötungsmaschinerie« verursacht werde. Israel hat während des Krieges die Einfuhr von Lebensmittellieferungen meist zugelassen. Anfang März entschied die Regierung in Jerusalem auf Druck der rechtsextremen Mitglieder der Koalition jedoch, keinerlei Hilfslieferungen mehr nach Gaza zu lassen. Diese mehr als zweieinhalb Monate dauernde Blockade wurde international und innerhalb Israels scharf kritisiert.
Israelische Regierungsvertreter betonten, dass »Israel die Einfuhr von Hilfsgütern nicht verhindert und kein Mangel zur Versorgung der Bewohner Gazas besteht«. Man kenne »den Kalorienwert eines jeden einfahrenden Lastwagens und weiß, für wie viele Menschen er ausreicht«. Den UN-Organisationen wirft die Regierung vor, die Lebensmittel und Vorräte nicht abzuholen und in der Sonne verrotten zu lassen.
Die Organisatoren der Flottilla-Aktion, die sich Global Sumud Flotilla nennen, erklärten, in Tunesien werde der Verband erweitert, mit zusätzlichen Gütern beladen und durch ein tunesisches Team verstärkt. Von dort solle die Weiterfahrt nach Gaza beginnen.
Zu den Unterstützern im Hafen gehörte auch die französisch-palästinensische Europaabgeordnete Rima Hassan. »Die palästinensische Sache ist heute nicht in den Händen von Regierungen, sondern in den Herzen der Menschen überall«, sagte sie und lobte die Teilnehmer der Flottille.
Die Fahrt war am Montag zuvor in Barcelona gestartet. Bereits im Juni hatte es einen ähnlichen Versuch gegeben, doch die israelische Marine stoppte die Schiffe. Israel sprach damals von einer PR-Aktion ohne nennenswerten humanitären Nutzen.
Ziel der Flottille ist es offiziell, die israelische Seeblockade Gazas zu brechen. Die ägyptische Seeblockade des bisher von der Hamas regierten Küstenstreifens erwähnen die Teilnehmer nicht. im