Einspruch

Grenzen der Integration

Doron Kiesel Foto: Marco Limberg

Die Wahlergebnisse in der Türkei haben bestätigt, dass eine Mehrheit der türkischen Wähler sich gegen rechtsstaatliche Verhältnisse, gegen eine liberale Demokratie und gegen eine Annäherung der Türkei an (west)europäische Vorstellungen von Pluralität stellt.

Wir müssen wohl oder übel zur Kenntnis nehmen, dass die autokratische Politik eines Herrschers auf Zustimmung trifft, wohl wissend, dass es nicht das erste Mal ist, dass eine Bevölkerung mehrheitlich gegen ihre eigene kulturelle und politische Entfaltung votiert. Nicht hinnehmen müssen wir jedoch, dass Hunderttausende in Deutschland lebende türkischstämmige Menschen die aktuellen politischen Verhältnisse in der Türkei unterstützen.

migranten Was bedeutet es, wenn Migranten in der zweiten und dritten Generation, von denen wir annahmen, sie hätten westliche Lebensformen und politische Strukturen zu würdigen gelernt, ein Regime unterstützen, das Kritiker ins Gefängnis wirft?
Offensichtlich waren Integrationsanstrengungen nicht erfolgreich. Unter uns leben Menschen, die sich nach einem »starken Mann« sehnen, der sie mit nationalem Stolz ausstattet und von dem sie sich die Anerkennung erhoffen, die ihnen die Aufnahmegesellschaft vorenthält.

Wir müssen uns also vergegenwärtigen, dass unter uns nicht nur Millionen Deutsche leben, deren fremdenfeindliche Einstellung die Stimmung zunehmend vergiftet, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund, die ähnliche Ziele verfolgen – nur aus der Perspektive einer Minderheitengruppe. Die Erkenntnis, dass sich hier ähnlich agierende und argumentierende antidemokratische Strömungen positionieren, wird nicht zuletzt durch die Nähe der nationalistischen und populistischen Muster von AfD und AKP deutlich.

Die gesellschaftliche Integration scheint an ihre Grenze gekommen zu sein. Die Gegner demokratischer Vielfalt und Lebendigkeit ergänzen sich auf paradoxe Weise. Welch unheilige Allianz!

Der Autor ist Direktor der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden.

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Wehrpflicht

Freiheit gemeinsam verteidigen

Russlands Angriffskrieg unterstreicht die Notwendigkeit einer starken Bundeswehr. Wenn die Situation es erfordert, dann müssen auch wir Juden bereit sein, unseren Beitrag zu leisten

von Josef Schuster  26.11.2025

Verhandlung

Verbot israelfeindlicher Proteste: Berlin mit Klagen konfrontiert

Das Verwaltungsgericht prüft zwei unterschiedlich gelagerte Klagen von Veranstaltern einer Demonstration im Dezember 2023 und des sogenannten Palästina-Kongresses im April 2024

 26.11.2025

Potsdam

BSW vor Zerreißprobe: Dorst stellt Parteiverbleib infrage

Die jüngsten Ereignisse haben Implikationen für die Landesregierung. Bei nur zwei Stimmen Mehrheit im Landtag könnte jeder Bruch in der BSW-Fraktion ihr Ende bedeuten

 26.11.2025

Buenos Aires

Milei will 2026 Botschaft in Jerusalem eröffnen

Israels Außenminister Sa’ar erklärte in der argentinischen Hauptstadt, »im April oder Mai« werde die Eröffnung erfolgen

 26.11.2025

Montréal

Air Canada prüft Beschwerde über Palästina-Anstecker in der Form Israels

Der Passagier Israel Ellis beschwert sich über das israelfeindliche Symbol an der Jacke einer Stewardess. Sie habe ihn zudem angeschrien, als sie seine Davidstern-Kette gesehen habe

 26.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025