Meinung

Grabeskirche: Geschäfte und Rhetorik

Ralf Balke Foto: Marco Limberg

Offensichtlich sind der katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche religiöse Gefühle manchmal schnuppe. Denn ihre Entscheidung vom Sonntag, die Grabeskirche in Jerusalem vorübergehend dichtzumachen, traf in erster Linie christliche Pilger. Viele von ihnen hatten jahrelang für diese Reise gespart und standen – bis zur Wiederöffnung am Mittwoch – nun frustriert vor verschlossenen Türen.

Näher am Herzen liegen den Kirchenoberhäuptern ihre Immobiliengeschäfte. Die will nämlich der israelische Staat besteuern. Dabei geht es ausdrücklich nicht um die heiligen Stätten des Christentums, Klöster oder Gotteshäuser, sondern um Grundstücke, die seit 2010 an private Investoren veräußert wurden und auf denen heute Hotels oder Einkaufszentren stehen – also profanes Business. 185 Millionen Dollar fordert der Fiskus, ein Gesetzentwurf, über den noch einmal gesprochen werden wird, ermöglicht gar Enteignung.

opfer Um nicht zahlen zu müssen, fuhren der griechische Patriarch Theophilos III., sein armenisches Pendant Nourhan Manougian und Francesco Patton, Roms Kustos im Heiligen Land, schwere Geschütze auf. »Das erinnert uns alle an ähnliche Gesetze, die in Europas dunkelsten Stunden gegen Juden erlassen wurden«, erklärten sie gemeinsam. Mit dieser Analogie wollten sie sich zum Opfer hochjazzen und eine möglichst hohe Aufmerksamkeitsquote erreichen.

Doch die weltweite Entrüstung hält sich in Grenzen. Auf christlichen Seiten im Internet war die Schließung der Grabeskirche zwar Thema, aber zum Skandal reichte es nicht. Bemerkenswert: »Im Hass gegen die Juden« seien sich die Kirchenvertreter, die jahrzehntelang nicht einmal die Renovierung der Kirche auf die Reihe bekommen hätten, auf einmal einig, zitiert ausgerechnet katholisch.de einen israelischen Tourguide.

Solidarität gab es dafür von einer Gruppe, die für Nähe zum Christentum nicht gerade bekannt ist: der Hamas. Deren Sprecher Fawzi Barhoum nutzte die Gelegenheit zum Rundumschlag gegen Trump und Israel.

Der Autor ist freier Journalist in Berlin und Tel Aviv.

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Kairo

Ägypten: Angeblich Pläne für USA-Reise von Präsident al-Sisi

Seit Beginn des Gaza-Kriegs sollen Israels Premier und Ägyptens Staatschef keinen Kontakt gehabt haben. Wird sich al-Sisi mit Hilfe eines Gas-Deals zu einem Treffen in den USA bewegen lassen?

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Australien

Polizei in Sydney stoppt Verdächtige – Pläne vereitelt?

Nur wenige Tage nach den tödlichen Schüssen an Sydneys weltberühmten Bondi Beach gibt es einen Einsatz von Anti-Terror-Einheiten. Die Verdächtigen sollen auf dem Weg zum Strand gewesen sein

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Thüringen

Klage der rechtsextremen AfD gegen Verfassungsschutzchef teils erfolgreich

In einem Punkt wurde den Klägern recht gegeben, in zwei anderen nicht. Es geht um Äußerungen von Stephan Kramer in einem Medienbericht

 18.12.2025

Verbundenheit

Chanukka und Advent: Licht gegen den Hass

Im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland versichert die Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehr der jüdischen Gemeinschaft ihren Beistand und ihre Solidarität

von Bischöfin Kirsten Fehrs  18.12.2025

Landgericht Berlin

Gericht: »From the River to the Sea« ist Aufruf zur Judenvernichtung

Die 2. Große Strafkammer des LG Berlin I hat einen Mann wegen der Verwendung der Parole zu einer Geldstrafe verurteilt. Nun muss wohl der Bundesgerichtshof ein abschließendes Urteil fällen

 18.12.2025