Rechtsextremismus

Ganz gewöhnliche Gewalt

Nach dem Brandanschlag auf die Turnhalle in Nauen Foto: dpa

Genau 40 engbedruckte DIN-A4-Seiten umfasst die Chronik rechter Gewalttaten – allein im Jahr 2014. Die Liste des laufenden Jahres wird gerade von der Amadeu Antonio Stiftung erstellt. Doch auch die Ausschreitungen in Heidenau und Freital, über die derzeit viel berichtet wird, werden jeweils nur wenige Zeilen erhalten.

Der Angriff auf ein Ausländerwohnheim, in dem Vietnamesen und Mosambikaner lebten, in Hoyerswerda 1991 gilt als die erste größere pogromähnliche Ausschreitung seit der deutschen Wiedervereinigung.

Ermordete Doch schon 1990 waren sechs Menschen aus rassistischer oder rechtsextremer Motivation heraus getötet worden: der pakistanische Doktorand Mahmud Azar, der aus Polen stammende Andrzej Fratczak, der angolanische Arbeiter Amadeu Antonio Kiowa, der in Berlin lebende Klaus-Dieter Reichert, der erst 17-jährige Kurde Nihad Yusufoglu, ein namenlos gebliebener deutscher Obdachloser und der deutsche Wehrdienstleistende Alexander Selchow.

So geht die Liste weiter seit 1990 – bis heute. Nur die großen Ausschreitungen mit vielen Toten, von denen eindrucksvolle Bilder im Fernsehen gesendet werden, bleiben im Gedächtnis. Doch fing schon das laufende Jahr 2015 am 2. Januar mit einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft im schleswig-holsteinischen Oldesloe an.

Am 6. Januar marschierten 60 von der NPD mobilisierte Demonstranten gegen ein Flüchtlingsheim in Berlin-Falkenberg. Die Liste geht weiter, jede Chronik, sei sie noch so umfangreich, ist nur Stückwerk. Unvollständig ist sogar der Versuch, die Übergriffe, die allein seit Erscheinen der letzten Ausgabe dieser Zeitung stattfanden, aufzulisten.

Mithilfe des Onlinedienstes www.mut-gegen-rechte-gewalt.de wird dies hier dennoch versucht:

Dienstag, 25. August 2015: Brandanschlag in Nauen (Brandenburg) auf eine als Notunterkunft für Asylbewerber geplante Turnhalle.

Montag, 24. August: Brandanschlag in Espelkamp (Nordrhein-Westfalen) auf eine Container-Wohnanlage für Asylsuchende.

Montag, 24. August: Brandanschlag in Weissach im Tal (Baden-Württemberg) auf ein leerstehendes Gebäude, das als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden soll.

Sonntag, 23. August: Tätlicher Übergriff in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) mit einer Bierflasche auf einen Asylsuchenden.

Freitag, 21. August: Kundgebung in Grimma (Sachsen) gegen die im Ort untergebrachten Asylsuchenden.

Donnerstag, 20. August: Brandanschlag in Berlin-Marzahn auf eine Asylbewerberunterkunft.

Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag, 20, 21., 22. und 23. August: Demonstrationen und Ausschreitungen in Heidenau (Sachsen).

Arlington (Virginia)

USA genehmigen Milliardenauftrag: Neue F-15-Kampfjets für Israel

Der Vertrag umfasst die Entwicklung, Integration, Erprobung, Produktion und Lieferung von zunächst 25 neuen Maschinen

 30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Meinung

Für mich ist es Nowy God – und warum ich ihn feiere

Das Neujahrsfest hat mit dem Judentum eigentlich nichts zu tun. Trotzdem habe ich warme Erinnerungen an diesen säkularen Feiertag

von Jan Feldmann  30.12.2025

London

Vorwurf gegen Facebook: Beiträge feiern Mord an Juden und bleiben online

»Die Beiträge, die den Anschlag von Bondi feiern, sind schlicht widerwärtig«, sagt Dave Rich von der jüdischen Organisation CST in England

 30.12.2025

Berlin

Tagung »Digitale Horizonte«: Wie sich Erinnerungskultur im digitalen Zeitalter wandelt

Wie verändert die Digitalisierung das kollektive Erinnern? Welche Chancen eröffnen neue Technologien – und wo liegen ihre Grenzen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Konferenz

 30.12.2025

Deutschland

Shahak Shapira »superverbittert« über Antisemitismus

Shahak Shapira spricht offen über seinen Frust angesichts von Antisemitismus in Deutschland – und wie er mit politischer Comedy darauf reagiert

 29.12.2025

Analyse

Warum die Anerkennung Somalilands so viel Aufsehen erregt

Das kleine Land am Horn von Afrika hat plötzlich eine große geopolitische Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe

von Ralf Balke  29.12.2025

Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Egal ob abgerissene Mesusot, beschmierte Moscheen oder verwüstete Kirchen: Politik und Religion werden zurzeit wieder zu einem hochexplosiven Gemisch. Dabei sollte man beides streng trennen

 29.12.2025