Wissenschaft

Forscher: Gaza-Krieg ein Nährboden für islamistische Propaganda

Prof. Dr. Andreas Zick, Vorstand und Leiter Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung IKG an der Universität Bielefeld Foto: IMAGO/ecomedia/robert fishman

Der Extremismusforscher Andreas Zick warnt vor der Gefahr einer islamistischen Radikalisierung von Jugendlichen infolge des Gaza-Kriegs. »Seit dem 7. Oktober beobachten wir, dass sich in sozialen Medien propalästinensische und islamistische Inhalte vermischen«, sagte der Sozialpsychologe der »Rheinischen Post« (Freitag). Heutzutage hätten viele schon im Kindesalter Zugang zu sozialen Medien. Das nutzten Terrororganisationen aus, die über die Netzwerke und das Kapital verfügten, um online Jugendliche zu rekrutieren.

Die Rekrutierung islamistischer Terrorgruppen fange »sehr viel früher an, als wir glauben«, betonte Zick. »Es gibt unglaubliche Identitätskampagnen im Netz, die sehr emotionsgetrieben sind.« Die radikalislamische Hamas und andere Organisationen verbreiteten im Internet Opferbilder von palästinensischen Kindern und Babys, begleitet von Propaganda mit dem Tenor: »Das sind eure Brüder und Schwestern, denen das angetan wurde.«

Solche Propaganda verfange vor allem bei jungen Menschen, wenn niemand im Umfeld darüber rede, unterstrich der Konflikt- und Gewaltforscher. »Das Schweigen der Eltern und Geschwister macht es schlimmer. Es ist der zentrale Faktor für eine Radikalisierung.« Auch in den Schulen sei es schwierig, darüber zu reden. Lehrerinnen und Lehrer, die kein differenziertes Bild vom Islam und von Muslimen hätten, sondern nur Klischees, seien »Wasser auf die Mühlen des Opferbildes«, warnte Zick. »Junge Menschen reagieren sehr sensibel auf Stereotype - es ist ein Nährboden für neuen Extremismus, der sich gerade bildet.« epd

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025

Australien

Behörden entfernen Blumenmeer für die Opfer von Bondi Beach

Die Regierung von New South Wales erklärt, man habe sich vor dem Abtransport der Blumen eng mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt

 22.12.2025

Sydney

Attentäter warfen Sprengsätze auf Teilnehmer der Chanukka-Feier

Die mutmaßlichen Attentäter Naveed und Sajid Akram bereiteten sich auf das Massaker vor. Ihre Bomben explodierten nicht

 22.12.2025

New York

Tucker Carlson ist »Antisemit des Jahres«

Die Organisation StopAntisemitism erklärt, ausschlaggebend seien Beiträge, in denen er erklärten Judenhassern, Holocaustleugnern und extremistischen Ideologen eine große Bühne geboten habe

 22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Gaza

Das Problem mit der Entwaffnung

Die Hamas weigert sich strikt, die Waffen niederzulegen. Was Zustimmung in der palästinensischen Bevölkerung findet und den Friedensplan stocken lässt

 21.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Zustände für Juden sind unhaltbar. Es braucht einen Aufstand der Anständigen«

Zentralratspräsident Josef Schuster über den islamistischen Anschlag von Sydney und das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025