Einspruch

Felix Eretz Israel

Glück, sagt eine jüdische Weisheit, lässt sich nicht vererben, Glück muss man sich erarbeiten. Die Israelis tun das erfolgreich. Eine repräsentative Umfrage hat kürzlich ergeben, dass sich 89 Prozent der Bevölkerung glücklich fühlen.

Ebenso erfreulich ist der World Happiness Report 2018, aus dem laut dem Sozialforschungsinstitut Gallup hervorgeht, dass Israel auf Platz elf rangiert, noch vor Österreich und Deutschland. Was Israel betrifft, mag das Ergebnis zunächst überraschen, bei näherer Betrachtung ergibt es durchaus Sinn.

vertreibung Das jüdische Volk hat auf schmerzliche Weise erfahren müssen, wie dicht Leid und Glück beieinander liegen. Juden haben nach 2000 Jahren Ausgrenzung, Unterdrückung und Vertreibung ihr Schicksal selbst in die Hand genommen. Mit der Gründung des Staates Israel haben sie das von Generation zu Generation weitervermittelte und verinnerlichte Bild des Opfers endgültig abgeschüttelt.

In Eretz Israel ist eine selbstbewusste Nation entstanden, die an sich glaubt und trotz Extrembelastungen vertrauensvoll in die Zukunft blickt. Dies ganz im Sinne des Judentums, einer in der Geschichte verwurzelten lebensbejahenden Religion und Wertegemeinschaft.

Wenn die Juden eines aus ihrer Geschichte gelernt haben, dann, dass ein Leben in Freiheit kostbar ist und man hierfür kämpfen muss. Das erlittene Leid regt zur Reflexion und Erinnerung an, es führt die Vergänglichkeit vor Augen. Die Bürger wissen, wofür sie tagtäglich aufstehen, und sind stolz auf das Erreichte. Dankbarkeit ist im Judentum keine Zierde, sie ist eine religiöse, moralisch verpflichtende Grundhaltung.

empathie Eine weitere psychologisch relevante Dimension von Glück ist die Fähigkeit zur Empathie. Das Land ist vereint, sowohl im Schmerz über die vielen Toten infolge von Kriegen und Terroranschlägen als auch in der Freude über Nobelpreise und Musiker, die trotz antisemitischer Aufrufe zum Kulturboykott das Land bespielen.

Und die äußeren Anfeindungen schweißen die streitfreudige Nation zusammen. Das Land ist klein, die Solidarität groß, die Wirtschaft wächst, und der Humor blüht. In dem Land fließen heutzutage mehr Ideen als Milch und Honig. Der Unternehmergeist kann sich entfalten, kluge Köpfe können sich verwirklichen. Dort, wo Menschen sich verwirklichen können, ist das Glück zum Greifen nahe.

Doch Glück darf nicht in Hochmut und Selbstgefälligkeit umschlagen. Die Freude jedenfalls kann nicht ungetrübt sein, wenn des Nachbarn Haus brennt. Leider schmeckt das Glück der Israelis den Arabern bitter. Anstatt Israel zu bekämpfen, sollten die arabischen Nachbarn sich in Sachen Demokratie, Zusammenhalt und Innovationskraft ein Beispiel nehmen. Dann wären nicht nur die Israelis zu 100 Prozent glücklich, sondern die gesamte Welt.

Der Autor ist Psychologe und Stressberater in München.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  30.11.2025

Deutschland

Massive Proteste gegen neuen AfD-Nachwuchs 

Die AfD organisiert ihren Nachwuchs - Gießen erlebt den Ausnahmezustand. Zehntausende haben sich nach Mittelhessen aufgemacht, um die Gründung der Generation Deutschland zu verhindern

von Christian Schultz  30.11.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  30.11.2025

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Dokumentation

»Sie sind nicht alleine!«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hielt bei der Ratsversammlung des Zentralrats der Juden die traditionelle Gastrede

von Wolfram Weimer  30.11.2025

Gemeinden

Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagt in Frankfurt

Das oberste Entscheidungsgremium des jüdischen Dachverbands kommt einmal im Jahr zusammen

 30.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025

Interview

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  29.11.2025