Straßburg

Europa ist gefordert

Nils Muiznieks Foto: imago

Kurz vor dem internationalen Holocaust-Gedenktag hat der Europarat Sorge über wachsenden Antisemitismus geäußert. Untersuchungen zeigten, dass tief verwurzelte Feindschaft die Sicherheit von Juden in Europa gefährde, sagte der Menschenrechtskommissar der Staatenorganisation, Nils Muiznieks, am Donnerstag in Straßburg.

70 Jahre nach dem Holocaust trete Antisemitismus in alten und neuen Formen auf. Die europäischen Staaten seien gefordert, mit energischem Handeln Vorurteile, Diskriminierung und Gewalt gegen Juden zu bekämpfen.

Fußball Ein wachsendes Problem in vielen europäischen Ländern seien antisemitische Gesänge und Grußformen bei Fußballspielen. Der Europarats-Kommissar appellierte an die Mitgliedstaaten, die Leugnung und Trivialisierung des Holocaust wirksam strafrechtlich zu ahnden.

»Die Leugnung historischen Geschehens untergräbt die Werte, auf denen der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus basiert und stellt eine schwerwiegende Bedrohung für die öffentliche Ordnung dar«, zitierte der Politiker aus Lettland eine Entscheidung des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs. Muizniek ist seit 2012 Menschenrechtskommissar des europäischen Staatenbundes.

Dieudonné Als Beispiel für antisemitische Zwischenfälle verwies Muiznieks auf den umstrittenen französischen »Komiker« Dieudonné, der kürzlich in Frankreich wegen antisemitischer Provokationen in Frankreich mit einem Auftrittsverbot belegt wurde.

Auch erinnerte er daran, dass im Dezember im rumänischen Staatssender ein Weihnachtslied dargeboten wurde, in dem indirekt der Holocaust verherrlicht wurde. Die rumänischen Behörden verhängten gegen den Sender eine Geldbuße.

Besorgt zeigte sich der Menschenrechtskommissar ebenfalls über eine Forderung im ungarischen Parlament, Listen mit jüdischen Bürgern aufzustellen, die eine »Bedrohung der nationalen Sicherheit« darstellten. epd

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025