Krieg

»Es bricht einem das Herz«

Rogel Rachman Foto: Uwe Steinert

Krieg

»Es bricht einem das Herz«

Rogel Rachman über seinen Einsatz im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet

von André Anchuelo  18.03.2022 07:13 Uhr

Herr Rachman, auf Ihrer Facebook-Seite sieht man in einem Video, wie Sie Israelis an der ukrainischen Grenze helfen. Wo sind Sie genau, und wie helfen Sie?
Wir haben unsere Basis in einer polnischen Stadt an der Grenze zur Ukraine. Wir arbeiten aber an drei verschiedenen Grenzübergängen. Auf dem Video sieht man uns auf der ukrainischen Seite. Von unserer Basis aus koordinieren wir Busse, die von Lwiw zur Grenze nach Polen fahren. In den Bussen sitzen Israelis und Nichtisraelis, Juden und Nichtjuden. Von diesen Bussen fahren mehrere am Tag. Wir versuchen, sie zum jeweils am wenigsten überfüllten Übergang zu navigieren. Wobei alle sehr überfüllt sind. Dort helfen unsere Teams jenen, die keine Dokumente haben. Israelis bekommen von uns temporäre Reisepapiere.

Versorgen Sie auch ukrainische Juden mit Papieren, die Alija machen wollen?
Nein, dafür sind Repräsentanten der Jewish Agency vor Ort. Aber wenn eine solche Person in einem unserer Busse nach Polen ist, ist das natürlich kein Problem. Die Person kann das Alija-Verfahren dann in Polen durchlaufen.

Haben Sie mitbekommen, dass andere Staaten für ihre Bürger an Ort und Stelle einen derartigen Service organisieren wie Sie für die Israelis?
So etwas ist mir nicht bekannt. Ich habe keine diplomatischen Vertreter anderer Staaten an den Grenzen gesehen. Ich kann es nicht sicher sagen, aber gesehen habe ich jedenfalls keine.

Was sagen Ihnen die Leute, die Sie treffen? Ist die Angst gestiegen?
Wir sprechen gar nicht so viel mit den Leuten. Meist fahren wir nur schnell rein und wieder raus, bringen dabei eine Ladung warme Decken und Energieriegel mit, was die Menschen sehr begrüßen, auch wenn es zum Teil eine Versorgung mit warmen Suppen und Ähnlichem gibt. Erst einmal auf der polnischen Seite angekommen, gibt es eine Menge Unterstützung durch lokale Freiwillige und internationale Helfer. Es herrscht kein Mangel an Versorgung. Heute habe ich in Polen im Bahnhof auch israelische Freiwillige gesehen. Das ist wirklich herzerwärmend. Sogar Futter für ihre Hunde bekommen die Geflüchteten. Man muss wissen, dass die Menschen an der Grenze viele, viele Stunden warten müssen.

Wie ist Ihr allgemeiner Eindruck der Situation vor Ort?
Es ist eine Tragödie. Davon bleibt man emotional nicht unberührt. Ich sah einen Mann, der sich von seiner Familie verabschieden musste, weil er selbst nicht ausreisen darf. Er und seine Familie wissen nicht, wann und ob sie sich wiedersehen können. Das erinnert mich an Geschichten, die ich von meinen Eltern aus früherer Zeit gehört habe. Das ist wirklich schwierig. Es bricht einem das Herz.

Mit dem israelischen Diplomaten sprach André Anchuelo.

Australien

Polizei: Angreifer in Sydney waren Vater und Sohn 

Weitere Details des judenfeindlichen Terroranschlags werden bekannt

von Denise Sternberg  14.12.2025

Hintergrund

Der Held von Sydney

Laut australischen Medien handelt es sich um einen 43-jährigen muslimischen Vater von zwei Kindern, der einen Laden für lokale Produkte betreibt

 14.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert