Meinung

Erdogan und Erbas: Die Scharfmacher vom Bosporus

Eren Güvercin Foto: privat

Der türkische Präsident Erdogan und der Chef der türkischen Religionsbehörde Diyanet, Ali Erbas, überbieten sich fast täglich in ihrem Antisemitismus und Israelhass. Während Erbas vor zwei Wochen in seiner Freitagspredigt Israel einen »rostigen Dolch im Herzen der muslimischen Welt« nannte, legte Erdogan vor wenigen Tagen nach und bezeichnete die Hamas als »Widerstandsbewegung« und »Glaubenskrieger«.

Erbas selbst sprach noch am Dienstag in einer virtuellen Konferenz vor 200 Theologen aus aller Welt und schwadronierte davon, dass das »zionistische Israel« in Gaza mit seinen Angriffen einen »Völkermord« begehe, der auf einem »schmutzigen und perversen Glauben« basiere. Zugeschaltet in diese digitale Konferenz waren übrigens auch Vertreter der Taliban aus Afghanistan.

Erbas ist nicht nur die oberste religiöse Autorität der deutschen DITIB, sondern darüber hinaus auch Dienstherr von fast 1000 Imamen, die in deutschen Moscheen predigen. Zudem ist er Vorsitzender des mächtigen Beirats der DITIB in Deutschland. Dieser bestimmt den Vorstand der größten sunnitischen Organisation hierzulande und hat zentrale Leitungs-, Steuerungs- und Kontrollbefugnisse.

Der Beirat – und damit eigentlich Erbas – muss an Entscheidungen über alle grundlegenden Fragen der DITIB beteiligt werden und hat endgültige Entscheidungsbefugnis. Denn die Diyanet-Oberen haben in den Mitgliederversammlungen ein größeres Stimmgewicht als die Vertreter der fast 900 Ortsgemeinden in Deutschland. All das ist kein Geheimwissen und steht schwarz auf weiß in der Satzung des DITIB-Bundesverbands geschrieben.

Dass ein glühender Antisemit und Israelhasser wie Erbas aus der Türkei heraus so einen entscheidenden Einfluss auf die muslimischen Gemeinden in Deutschland ausüben kann, macht mich als deutschen Muslim wütend. Diese systematische Hetze muss politische Konsequenzen haben.

Der 7. Oktober war für Israel und die jüdische Welt eine Zäsur. Als deutscher Muslim erwarte ich von der Bundesregierung, dass dieses Datum auch für die Religionspolitik hierzulande eine Zäsur markiert.

Der Autor ist Gründer der Alhambra-Gesellschaft – Muslime für ein plurales Europa.

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