Rotes Kreuz

Endlich freie Suche

Zugänglich: die Akten des Internationalen Suchdienstes des Roten Kreuzes Foto: ITS

Bernhard Bremberger ist erleichtert. »Ich habe jetzt alle von mir bestellten Kopien bekommen«, sagt der Historiker, der über die NS-Zwangsarbeit in Berlin-Neukölln forscht. Er geht davon aus, dass sich der Internationale Suchdienst des Roten Kreuzes (ITS) in Bad Arolsen in Richtung einer »offenen Forschungseinrichtung entwickeln« werde. Das ist wichtig, denn im ITS lagern wichtige Dokumente, gerade, was die Zwangsarbeit betrifft.

Mehrere Wissenschaftler hatten die Behinderung historischer Forschungen im Archiv der vom Internationalen Roten Kreuz betriebenen und zu 100 Prozent von der deutschen Bundesregierung finanzierten Einrichtung moniert.

Nutzer Die Kritik zeigte Wirkung: Auf einer Archivtagung des ITS Mitte Oktober, an der 14 Teilnehmer aus sieben Staaten teilnahmen, darunter Archivare von Yad Vashem und dem US Holocaust Memorial Museum, wurden der Gebrauch einer Archivterminologie nach internationalen Standards, der Zugang für Nutzer des Archivs und die Methoden der Erschließung besprochen.

Unmittelbar im Anschluss daran teilte der ITS mit, dass man »die derzeit bestehenden Beschränkungen in der Kopienabgabe an Forscher aufheben« wolle. »Unser Ziel ist und bleibt der bestmögliche Zugang für die Forschung«, wird ITS-Direktor Jean-Luc Blondel zitiert. »Wir hoffen, dass die geplante Neuregelung zu mehr Klarheit beiträgt.« Offenbar im Vorgriff auf das letztliche Einverständnis zur neuen Praxis wurde, wie im Fall Bremberger, der Zugang schon jetzt erleichtert.

Zugriff Grundsätzlich haben Forscher in Bad Arolsen seit 2007 freien Zugriff auf alle Dokumente im Archiv des ITS. Die Abgabe von Kopien wurde durch die im Oktober 2010 eingeführte Gebührenordnung jedoch beschränkt.

Die »Herausgabe ganzer Aktenbestände oder Sammlungen« war danach »nicht möglich«. Diese Formulierung sorgte für Willkür, da der ITS seine Bestände bisher nicht nach archivarischen Grundbegriffen geordnet hat. Als Orientierung dient ein Inventarverzeichnis, demzufolge mehrere Ordner, aber auch ein einzelnes Blatt ein »ganzer Aktenbestand« sein können.

»Bei der Darstellung seiner Bestände wird sich der ITS ab sofort an internationale Standards in der Archivterminologie halten«, erklärte Blondel. Forscher könnten demnach Dokumentenkopien in Auftrag geben, »soweit sie sich auf das im Forschungsantrag angegebene Thema beziehen«.

Düsseldorf

Breite Mehrheit im Landtag wirbt für Holocaust-Zentrum in NRW

Große Mehrheit im NRW-Landtag: Fast alle Fraktionen werben für NRW als Standort eines vom Bund geplanten Holocaust-Bildungszentrums. Bayern und Sachsen sind ebenfalls im Rennen

von Andreas Otto  27.11.2025

Terrorismus

Berlin: Waffenkurier der Hamas wohnte in unmittelbarer Nähe zu mehreren jüdischen Einrichtungen

Im Auftrag der Terrororganisation Hamas sollen mehrere Männer jüdische und proisraelische Ziele unter anderem in der Hauptstadt ausgespäht und Waffen eingeschmuggelt haben. Nun berichten »Zeit« und »Welt« über die Hintergründe

 27.11.2025

Bildung

Im Land der Täter

Bis März soll die Entscheidung fallen, wo die Dependance der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland angesiedelt wird

von Michael Thaidigsmann  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Entscheidung

Uni Jena lehnt Prüfung von Kontakten mit israelischen Hochschulen ab

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena wird Kooperationen mit israelischen Hochschulen nicht auf mögliche Verbindungen zum Militär überprüfen. Der Senat lehnte einen entsprechenden Antrag von Teilen der Professorenschaft ab

 27.11.2025

Berlin

Der falsche Konsens

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellt im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025

Debatte um Hamas-Nähe

Mitglieder des ZDF-Kontrollgremiums fordern Konsequenzen

Nachdem ein mutmaßlicher Terrorist über eine Partnerfirma an Produktionen des öffentlich-rechtlichen Senders mitgewirkt hat, soll der Fall nun parlamentarisch aufgearbeitet werden

 27.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  27.11.2025