Interview

»Eine wunderbare Geste«

Thomas de Maizière Foto: dpa

Herr Minister, am Dienstag beginnen die European Maccabi Games (EMG) 2015. Wie bewerten Sie die Tatsache, dass Berlin als Austragungsort gewählt wurde?
Dass die Spiele in Berlin stattfinden, finde ich eine wunderbare Geste an Deutschland. Die Botschaft der EMG 2015 ist doch, dass es normal ist, wenn jüdische Sportler im Olympiastadion antreten – an einem Ort, der instrumentalisiert wurde, der Sportler aufgrund ihrer Rasse und Religion ausschloss und nicht als Sieger anerkannte. Die Spiele zeigen: Jüdisches Leben gehört zu Deutschland, es bereichert unser Land. Vor mehr als 100 Jahren wurde der erste jüdische Sportverein in Deutschland gegründet. Jetzt, 50 Jahre nach Wiedergründung von Makkabi Deutschland in Düsseldorf sowie 50 Jahre nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland, wurde Berlin als Austragungsort der europäischen Spiele ausgewählt. Das ist eine tolle Geste an uns, und die Zeit war reif.

Sie sind Kuratoriumsmitglied der EMG 2015, Ihre Ministerkollegen Ursula von der Leyen und Heiko Maas sind Sportpaten. Wie unterstützt die Bundesregierung darüber hinaus die Spiele?
Die Bundesregierung fördert die EMG 2015 mit einem nennenswerten Anteil, der weit über die sonst üblichen Förderbeträge hinausgeht. Auch das zeigt, welche politische Bedeutung wir den Spielen beimessen – und dass die Veranstaltung mehr ist als nur ein Sportereignis.

Welche Bedeutung haben die Spiele in gesellschaftspolitischer Hinsicht?
Der Sport selbst befördert gesellschaftlichen Zusammenhalt und baut Brücken, auch für die Integration. Die Makkabi-Spiele sind nicht zuletzt im Hinblick auf die Integration jüdischer Zuwanderer in Deutschland in den vergangenen 25 Jahren ein wichtiger Faktor gewesen. Die Sportverbände, nicht nur die deutschen Makkabi-Verbände, haben durch die Aufnahme der Zugezogenen in die jüdischen Gemeinden einen ganz erheblichen Beitrag zur Integration der Zuwanderer geleistet.

Kann eine solche Veranstaltung auch dazu beitragen, dass jüdisches Leben wieder als selbstverständlich betrachtet wird?
Ja, auf jeden Fall. Sport verbindet, es kommt nicht auf die Herkunft, den Geldbeutel oder die Religion an. Die EMG 2015 können eine stärkere Wahrnehmung jüdischen Lebens in Deutschland befördern – nicht nur im kulturellen und religiösen, sondern auch im sportlichen Bereich. Ich bin mir sicher, dass das Begleitprogramm der Makkabi-Spiele gerade die junge Generation anspricht.

Bei jüdischen Großveranstaltungen ist leider auch die Gefährdungslage ein Thema. Sind die Spiele sicher?
Die Sicherheit der jüdischen Sportlerinnen und Sportler hat oberste Priorität für Berlin und den Bund. Wir haben Erfahrung in der Durchführung von Großveranstaltungen. Ich danke den Makkabi-Organisatoren für ihr Vertrauen in Deutschland.

Das Interview mit dem Bundesinnenminister führte Detlef David Kauschke.

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025