Frankreich

Ein Mörder als Ehrenbürger

Im Jahr 2002 wurde Majdi al-Rimawi (r.) von einem Gericht der Palästinensischen Autonomiebehörde wegen seiner Beteiligung an dem Mord an Rechaw’am Ze’ewi verurteilt Foto: dpa

Mitte Februar dieses Jahres hat die bei Paris gelegene französische Stadt Bezons den Palästinenser Majdi al-Rimawi zum Ehrenbürger ernannt. Der auf diese Weise gewürdigte al-Rimawi ist im Zusammenhang mit dem Mord an dem iraelischen Tourismusministers Rechaw’am Ze’ewi im Jahr 2001 verurteilt worden.

Der Bürgermeister von Bezons, der Kommunist Dominique Lesparre, erklärte bei der Verleihung der Ehrung, dass Bezons in der Tradition der Résistance, also des Widerstands gegen Nazideutschland, stehe und daher von der Gründung Israels vor 65 Jahren an Solidarität mit Palästinensern pflege, die seither ohne eigenen Staat in besetztem Land leben müssten.

Die Ehrung für al-Rimawi ist, so Lesparre, vom Stadtrat der 28.000 Einwohner zählenden Stadt einstimmig beschlossen worden. Zur Begründung führte der Bürgermeister aus, dass al-Rimawi, der 2006 von einem israelischen Gericht zu lebenslanger plus 80 Jahren Haft wegen Mordes verurteilt worden war, seit zehn Jahren in einem israelischen Kerker sitze. Und das nur, weil er sich am Kampf gegen die Besatzung seines Landes beteiligt und für die Freiheit gekämpft habe.

selbstmordattentate Am 17. Oktober 2001 war Majdi al-Rimawi als Befehlshaber des »bewaffneten Arms« der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) verantwortlich für die Ermordung des israelischen Tourismusministers Rechaw’am Ze’ewi im Jerusalemer Hyatt-Hotel. Auch für die Einschleusung von Selbstmordattentätern nach Jerusalem ist al-Rimawi verantwortlich.

Im Jahr 2002 war Majdi al-Rimawi zusammen mit weiteren Mitgliedern des PFLP-Kommandos von einem Gericht der Palästinensischen Autonomiebehörde wegen seiner Beteiligung an dem Mord an Rechaw’am Ze’ewi verurteilt worden. Die Stadt Bezons hatte unlängst Schlagzeilen in Frankreich gemacht, weil die Polizei dort ein Lager von Roma aufgelöst hatte.

Auf die Auszeichnung des verurteilten Terroristen durch die französische Stadt hat Israel bislang noch nicht offiziell reagiert. Auch von Staatspräsident Schimon Peres, der sich derzeit zu einem Staatsbesuch in Frankreich aufhält, war in dieser Sache noch nichts zu hören.

Für den European Jewish Congress (EJC) verurteilte dessen Präsident Moshe Kantor die »abscheuliche und entsetzliche Entscheidung, nicht nur einen Mörder zu ehren, sondern den Mörder eines israelischen Regierungsmitglieds«. Kantor forderte die französischen Behörden auf, sofort diese Entscheidung rückgängig zu machen.

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025