Islamismus

»Der Erste seiner Art«

Herr Thamm, am Mittwochnachmittag hat der 21-jähriger Kosovo-Albaner Arid U. ein Attentat auf US-Soldaten am Frankfurter Flughafen verübt, bei dem es zwei Todesopfer gab. War das der erste »erfolgreiche«Terroranschlag in Deutschland?
Ich würde ungern das Wort »erfolgreich« benutzen. Aber es handelt sich zweifelsohne um den ersten realisierten, also einschließlich der Tat, durchgeführten Anschlag hierzulande. In den vergangenen Jahren seit den Anschlägen des 11. September 2001 sind bei uns über ein halbes Dutzend Attentatsversuche unternommen worden, die aber zum Glück verhindert werden konnten.

Stellt der Angriff eine neue Dimension der Bedrohung dar?
Ja, sogar in doppelter Hinsicht. Es ist nicht nur der erste Anschlag, der »geglückt« ist, sondern der Täter zählt wahrscheinlich zu dem Typus, mit dem Sicherheitsbehörden gerechnet und den sie »gefürchtet« haben: Einzeltäter. Bisher gab es eher eine Bedrohung durch islamistische Gruppen. Schon in der Vergangenheit, denken Sie zum Beispiel an die Sauerlandgruppe, hatten wir es mit »Homegrown«-Terrorismus zu tun: radikalisierte deutsche Konvertiten oder Terroristen mit Migrationshintergrund, die sich im Heiligen Krieg – im Dschihad – gegen Ungläubige wähnen. Aber eine einzelne Person, die einen Anschlag verübt – das ist etwas völlig Neues. Wenn man so will, ist Arid U. der Erste seiner Art. Und ich glaube, auch nicht der Letzte.

Arid U. hat mittlerweile seine Tat gestanden und als einen Beweggrund »Hass auf die USA« angegeben. Sind nur Amerikaner in Gefahr?
Nein, auch britische Staatsbürger sind gefährdet. Auf gleichbleibend hohem Niveau ist zudem die Bedrohung für Juden und jüdische Einrichtungen, einschließlich der israelischen. Aus Sicht der Dschihad-Terroristen gehört Deutschland weiterhin zu den Feinden des Islam, zu den Aggressoren und Besatzern, die in Afghanistan und anderswo in der muslimischen Welt ihr »Unwesen« treiben.

Einzeltäter wie der Kosovare gelten als besonders unberechenbar. Hat es Deutschland nun mit einer neuen Sicherheitslage zu tun?
Die Bedrohung für Deutschland ist auf einem unverändert hohen Niveau, auch wenn am 1. Februar offiziell die Sicherheitsvorkehrungen ein wenig zurückgefahren wurden. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass wir uns im Fadenkreuz der Islamisten befinden und es auf lange Zeit bleiben werden.

Mit dem Terrorismusexperten sprach Katrin Richter.

Berlin

Der falsche Konsens

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellt im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 27.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Düsseldorf

Breite Mehrheit im Landtag wirbt für Holocaust-Zentrum in NRW

Große Mehrheit im NRW-Landtag: Fast alle Fraktionen werben für NRW als Standort eines vom Bund geplanten Holocaust-Bildungszentrums. Bayern und Sachsen sind ebenfalls im Rennen

von Andreas Otto  27.11.2025

Terrorismus

Berlin: Waffenkurier der Hamas wohnte in unmittelbarer Nähe zu mehreren jüdischen Einrichtungen

Im Auftrag der Terrororganisation Hamas sollen mehrere Männer jüdische und proisraelische Ziele unter anderem in der Hauptstadt ausgespäht und Waffen eingeschmuggelt haben. Nun berichten »Zeit« und »Welt« über die Hintergründe

 27.11.2025

Bildung

Im Land der Täter

Bis März soll die Entscheidung fallen, wo die Dependance der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland angesiedelt wird

von Michael Thaidigsmann  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Entscheidung

Uni Jena lehnt Prüfung von Kontakten mit israelischen Hochschulen ab

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena wird Kooperationen mit israelischen Hochschulen nicht auf mögliche Verbindungen zum Militär überprüfen. Der Senat lehnte einen entsprechenden Antrag von Teilen der Professorenschaft ab

 27.11.2025

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025