Interview

»Das Niveau wird immer besser«

Peter Marduchajew Foto: Alice Forberg

Herr Marduchajew, Sie haben bei der Maccabiah den Fechtwettbewerb dominiert und zwei Goldmedaillen gewonnen. Ist das der Höhepunkt Ihrer Karriere?
Was meine Maccabiah-Teilnahmen betrifft mit Sicherheit. Ich bin 1993 zum ersten Mal in Israel gestartet und war seitdem fünfmal dabei. Viele Bronzemedaillen sind für mich herausgekommen, nur Gold gab es noch nie. Dass es nun gleich doppelt mit Gold geklappt hat, freut mich natürlich sehr. Für mich ist das ein Highlight meiner Laufbahn.

Sie waren früher in der Sowjetunion Profifechter. Wie bewerten Sie das sportliche Niveau bei der Maccabiah?
Im Vergleich zu einer Europameisterschaft ist die Maccabiah in sportlicher Hinsicht weit weniger relevant. Bei einer Weltmeisterschaft hätte ich früher zum Beispiel nie im Degen-, Florett- und Säbelwettbewerb eine Medaille gewonnen. Im Vergleich zu meiner ersten Maccabiah sind die einzelnen Leistungen inzwischen aber spürbar höher geworden. Und der Ablauf der Veranstaltung wird professioneller – auch wenn für uns Deutsche die israelische Neigung zum totalen Chaos gewöhnungsbedürftig bleibt.

Was macht dennoch den Reiz dieser Sportveranstaltung aus?
Ganz klar die Gemeinschaft unter den Athleten. Dass über 9000 Juden aus aller Welt, von der Mongolei über Kuba bis hin zu Botswana, hier zusammenkommen und Sport treiben, ist wirklich einzigartig. Allein schon der Einmarsch aller Nationen bei der Eröffnungszeremonie war Gänsehaut pur. Davon habe ich in der Sowjetunion, wo uns Juden die Teilnahme vom Staat verboten wurde, nur träumen können. Und dass vom Grünschnabel bis zum Oldie wie mir alle ein Team bilden, ist ebenfalls großartig. Da nimmt man dann auch gerne den ganzen Aufwand im Voraus in Kauf.

Wie oft trainieren Sie in der Woche?
Keinmal! Ich habe zuletzt Fechten trainiert, als noch der Eiserne Vorhang stand und ich in Aserbaidschan lebte. Mein Training besteht darin, dass ich regelmäßig Fechtunterricht gebe und den Schülern ab und an mal einen vernünftigen Angriff zeige. Sonst mache ich nur etwas Ausdauertraining. Dass ich noch so gut mithalten kann, führe ich auf das berüchtigte Sportsystem in der Sowjetunion zurück. Dieses galt zu Recht als unbarmherzig, aber äußerst effektiv.

Sie sind vor Kurzem 50 Jahre alt geworden. Warum ist so wichtig, ein Leben lang Sport zu treiben?
Weil der Sport die guten Seiten verstärkt, die wir alle in uns tragen. Durch viel Bewegung werden wir ausgeglichener und umgänglicher. Ich jedenfalls habe nach einem Lauf noch nie bereut, trainiert zu haben. Es lohnt sich jedes einzelne Mal, sich zu überwinden.

Die nächsten europäischen Makkabi-Spiele finden 2015 zum ersten Mal in Berlin statt. Werden Sie dann erneut antreten?
Ganz bestimmt, keine Frage!

Mit dem Fechter von Makkabi Deutschland sprach Philipp Peyman Engel.

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025