Internationaler Tag der Pressefreiheit

»Das Internet ist nur der Kondensator«

Marina Weisband Foto: imago images/Jürgen Heinrich

Hass und Hetze in den sozialen Medien hängen nach Ansicht der Psychologin Marina Weisband nicht nur mit dem Internet zusammen. »Das Internet ist nur der Kondensator dafür«, sagte die Netzaktivistin am Sonntag in einer Online-Diskussion zum internationalen Tag der Pressefreiheit an diesem Montag (3. Mai).

Der Hass gehe von realen Menschen aus. In Zeiten von Umbruch und Wandel würden Menschen oft nervös, hätten Angst vor dem eigenen Bedeutungsverlust und würden aggressiver. Mehr Beteiligungsmöglichkeiten, etwa auf kommunaler Ebene, könnten gegen dieses Gefühl helfen. Zu der Online-Matinée hatten die Landesmedienanstalt Saarland, der saarländische Journalistenverband und die Siebenpfeiffer-Stiftung eingeladen.

MOBS Bei Hass und Einschüchterung im Netz gebe es zwei Formen, erklärte die Grünen-Politikerin. Einerseits agierten Einzelpersonen mit Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus oder generellem Hass auf Politiker, andererseits seien es organisierte Mobs. »Die meisten Menschen schreiben keine Morddrohungen auf sozialen Medien«, betonte die frühere politische Geschäftsführerin der Piratenpartei. Die Aufhebung von Anonymität sei zudem keine Lösung, da viele etwa antisemitische Inhalte mit vollem Namen und Adresse verschickten.

Weisband plädierte für eine Verpflichtung zur Interoperabilität der Internet-Plattformen. Das würde bedeuten, dass alle sozialen Plattformen miteinander vernetzt wären, genossenschaftliche und nicht werbefinanzierte Plattformen entwickelt und genutzt werden könnten. So müsse jemand beispielsweise kein Nutzer von Facebook sein, um die dortigen Inhalte lesen zu können. Es sei wichtig, Alternativen zu den gewinnorientierten Plattformen zu schaffen.

KOMMUNALPOLITIKER Nach Einschätzung des Präsidenten des Saarländischen Städte- und Gemeindetages, Hermann Josef Schmidt (CDU), wurden Hetze und Hass im Internet durch die Coronakrise noch einmal verstärkt.

Kommunalpolitiker fühlten sich oft mit den Anfeindungen alleingelassen. Deswegen sei das in der vergangenen Woche gestartete Portal »Stark im Amt« wichtig. Bedrohungen müssten öffentlich gemacht werden. Außerdem ist es laut Schmidt wichtig, darüber gesellschaftlich zu sprechen, wie man miteinander umgeht. Es sei aber keine Lösung, die sozialen Medien komplett aufzugeben, betonte der Politiker. Denn mindestens die Institution müsse weiter damit arbeiten.

 Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), Frank Überall, plädierte mit Blick auf Journalisten für Schutzkonzepte in Medienunternehmen. Journalisten machten sich nicht zum Gegenstand der Berichterstattung, aber sie rückten über die sozialen Medien mehr in die Öffentlichkeit.

Es sei auch wichtig, bei Hass und Hetze nach Möglichkeit dagegenzuhalten. Wenn jemand auf der Straße bedroht werde, könne man auch die Polizei holen oder andere Menschen dazunehmen und müsse sich nicht selbst in Gefahr bringen. epd

Nahost

Israel: Wir stehen kurz vor Abschluss des Einsatzes in Gaza

US-Präsident Donald Trump sagte jüngst, dass es bald im Gaza-Krieg eine Waffenruhe geben könnte. Auch Israels Verteidigungsminister Katz äußert sich nun optimistisch

 30.06.2025

Debatte

Anti-Israel-Parolen: USA entziehen britischer Band Visa

Ein britischer Festivalauftritt mit israelfeindlichen Parolen wird live von der BBC übertragen. Der Sender steht unter Druck – und die USA kündigen an, der Band die Einreise zu verweigern

 30.06.2025

Interview

Nuklearforscher: »Das iranische Atomprogramm neu aufzubauen wird Jahre dauern«

Georg Steinhauser über die israelischen und amerikanischen Schläge gegen Atomanlagen im Iran, die Eigenschaften von Uran-235 und mögliche Szenarien für die Zukunft

von Michael Thaidigsmann  30.06.2025

Israel

Früherer Geheimdienstchef der israelischen Armee: Jerusalem musste das Atomprogramm der Mullahs stoppen

Im Juni 1981 war Amos Yadlin an der Zerstörung von Saddam Husseins Kernreaktor beteiligt. Nun hat er ausführlich über Israels Präventivschlag gegen das Mullah-Regime und den angeblichen »Völkermord« in Gaza Auskunft gegeben

von Imanuel Marcus  30.06.2025 Aktualisiert

Drohung

Iranische Zeitung fordert Todesstrafe gegen IAEA-Chef Grossi

Das staatliche Propagandablatt wirft Rafael Grossi vor, für Israel spioniert zu haben

 30.06.2025

Düsseldorf

Islamistischer Tiktok-Star gesteht Spendenbetrug

Der Islamist »Abdelhamid« hat unter seinen Followern Spenden »für Palästina« gesammelt und diese dann unter anderem für einen BMW ausgegeben. Das gestand er nun vorm Düsseldorfer Landgericht

von Martin Höke  30.06.2025

Düsseldorf

NRW: Zahl antisemitischer Straftaten gestiegen

Fast 700 Fälle wurden im vergangenen Jahr registriert - ein Zuwachs von 27 Prozent

 30.06.2025

Uni Duisburg

Online-Mahnmal gegen Schändung jüdischer Friedhöfe gestartet

Die Universität Duisburg-Essen hat ein Online-Projekt zum Schutz jüdischer Friedhöfe vorgestellt. Grundlage dafür ist eine interaktive Karte

von Raphael Schlimbach  30.06.2025

Atomprogramm

Iran signalisiert Bereitschaft zu Verhandlungen

Nach den US-Angriffen auf iranische Nuklearanlagen wurden die Atomgespräche zunächst unterbrochen. Nun mehren sich Signale Teherans, an den Verhandlungstisch zurückzukehren - unter Bedingungen

 30.06.2025