Meinung

Das bisschen Nazi

Wenn es denn stimmt, was Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich jüngst verkündet hat, es wäre nicht die schlechteste Nachricht, die gegenwärtig aus der Politik zu vernehmen ist: »Die NPD wird doch ohnehin immer unattraktiver.« Nazis verschwinden wie Schlaghosen und Schüler-VZ? Schön wär’s. Um nicht als völlig ahnungslos zu gelten, hat Friedrich noch hinzugefügt, dass man aber stattdessen auf andere, eher lose organisierte rechtsextreme Netze achten muss.

So ganz unrecht hat Friedrich nicht, und dennoch weist sein Satz, zitiert nach der Badischen Zeitung, deutlich darauf hin, dass der Minister und mit ihm die zuständigen Behörden – er ist Dienstherr des Bundesverfassungsschutzes – den Rechtsextremismus immer noch nicht richtig ernst nehmen. Die NPD nämlich erscheint in Friedrichs Aussage als ein irgendwie in der politischen Landschaft stehendes Ärgernis, das es aus der Ferne zu beobachten gelte, das aber ansonsten durch Nichtbeachtung zu strafen sei.

Attraktiv Friedrich, der sich stets gegen ein neues NPD-Verbotsverfahren ausspricht, ist die Idee, alte und neue Nazis politisch zu bekämpfen, augenscheinlich fremd. Und auf den Gedanken, dass ständiges Reden, ständige Verbots- und Nicht-Verbots-Forderungen die Attraktivität der Partei erhöhen könnten, kommt er ebenfalls nicht. Dabei gilt der Befund, dass das viele Reden die NPD attraktiv macht, auch für einen Minister, der der rechtsextremen Partei bescheinigt, unattraktiv zu werden. Noch weniger ist im Friedrichs Fokus, dass es die gesellschaftlichen Verhältnisse im Land sein könnten, die den Rechtsextremismus manchmal fördern und manchmal schwächen.

Der NPD zu bescheinigen, sie werde unattraktiv, ist im Kern die unpolitische Betrachtung einer Partei, die immer noch sehr aktiv dabei ist, die, wie es dann immer heißt, »Unzufriedenen« zu sammeln und auf Schwächere zu hetzen. Es ist eine Organisation, die in den vergangenen Jahren immer wieder in die Zivilgesellschaft hineingewirkt hat, in Sportvereine, Feuerwehren, Schützenvereinigungen. Und es ist eine Partei, von der, auch wenn sie bei Wahlen wenig Erfolg hat, immer noch eine enorme, auch physische Gefahr ausgeht.

Beruhigt sein, weil die Partei unattraktiv wird? Nein, eine kleinere NPD ist keinesfalls ungefährlicher als eine größere.

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025