Darf man in Deutschland sein Kind nach einem der berüchtigtsten Hamas-Terroristen nennen? Am Sonntag haben Eltern in Leipzig ihrem neugeborenen Sohn Yahya Sinwar genannt. Eine klare Ehrerbietung für einen der Drahtzieher der Massaker vom 7. Oktober 2023. Auf einer Tafel für die Neugeburten im Universitätsklinikum prangte der Name, mit Herzchen verziert.
Doch ob der Name Yahya Sinwar es auch auf die Geburtsurkunde schafft, ist mehr als fraglich. Dem Leipziger Standesamt liegt der Fall formal noch nicht vor, es darf auch keine Auskunft zu Einzelfällen geben. Die Behörde betont gegenüber der Jüdischen Allgemeinen aber: »Ein Vorname darf das Kindeswohl nicht gefährden, nicht beleidigend oder offensichtlich ungeeignet sein. Auch Namen, die mit extremistischen, verfassungsfeindlichen oder gewaltverherrlichenden Inhalten oder Personen in Verbindung gebracht werden, können abgelehnt werden.«
In Deutschland können Eltern ihrem Baby zunächst jeden Namen geben, den sie wollen. Allerdings muss der Babyname später vom Standesamt eingetragen werden, auch damit er im Melderegister aufgeführt wird. Diese Behörde entscheidet, welche Vornamen offiziell anerkannt werden. Eingetragen werden nur Namen, die bestimmten Vorgaben entsprechen.
Spott oder Hänseleien
So dürfen Vornamen weder anstößig noch beleidigend sein. Auch Namen, die offensichtlich zu Spott oder Hänseleien führen könnten, haben in der Regel keine Chance. Werden mit einem Namen negative historische oder gesellschaftliche Assoziationen geweckt, lehnen viele Standesämter eine Eintragung ebenfalls ab.
Kommt es dann zum Streit zwischen dem Standesamt und den Eltern, muss ein Gericht entscheiden. Verboten wurden bereits Namen wie Adolf, aber auch Waldmeister, Tom Tom, Superman und Puppe.
Eingeimpfter Hass
Yayha Sinwar gilt als einer der Hauptplaner der Massaker vom 7. Oktober, bei dem rund 1200 Israelis getötet und 250 Menschen als Geiseln genommen wurden. Nachdem Israel am 31. Juli 2024 Hamas-Führer Ismail Haniyya in Teheran getötet hatte, wurde Sinwar Chef der Terrororganisation. Diese Position hatte er zwar nur wenige Wochen inne, bis Israel am 16. Oktober auch ihn tötete. Allerdings war er auch schon zuvor mächtig gewesen, als Statthalter der Hamas in Gaza.
Krankenhäuser suchen keine Babynamen aus, sondern Eltern. Wer sein Kind heute nach dem Terroristen Yahya Sinwar benennt, prägt es damit.
»Irritation oder Unverständnis«
Am Montagnachmittag veröffentlichte die Uniklinik Leipzig eine Erklärung, da ihr offensichtlich nicht entging, dass der Fall Yahya für Aufregung sorgte: Der Name stehe »aktuell in einem politischen Kontext« hieß es darin. Bei einigen »Nutzer*innen« habe dies »Irritation oder Unverständnis« ausgelöst.
»Wir verstehen, dass der heutige Beitrag bei einigen Menschen negative Assoziationen geweckt hat«, so das UKL. »Dafür möchten wir uns ausdrücklich entschuldigen, wenn sich jemand durch den Post verletzt oder provoziert gefühlt hat. Wir nehmen alle Rückmeldungen ernst und werden unsere internen Abläufe noch einmal überdenken, um künftig sensibler mit solchen Themen umzugehen.« ja