Diskussion

»Dafür haben wir nicht gekämpft«

»Wir haben immer wieder erklärt, dass wir diese besondere Methode als Teil der Beschneidung – das Absaugen der Wunde mit dem Mund – ausdrücklich nicht befürworten.«: Zentralratspräsident Dieter Graumann Foto: Rafael Herlich

Diskussion

»Dafür haben wir nicht gekämpft«

Zentralrat der Juden distanziert sich von Metzitzah Be Peh

 16.04.2013 14:13 Uhr

In der Diskussion um die Metzitzah Be Peh hat Zentralratspräsident Dieter Graumann noch einmal die Position des Zentralrats deutlich gemacht: »Wir haben immer wieder erklärt, dass wir diese besondere Methode als Teil der Beschneidung – das Absaugen der Wunde mit dem Mund – ausdrücklich nicht befürworten.« Diese Auffassung sei jetzt nochmals durch die Führungsgremien des Zentralrats bestätigt worden.

»Wir haben als jüdische Gemeinschaft im letzten Jahr vehement und engagiert um die weitere Legalität und Legitimität des für das Judentum absolut elementaren Gebotes der Beschneidung gekämpft«, erklärte Graumann. Es gehe dabei durchaus um die grundsätzliche Frage, ob jüdisches Leben in Deutschland überhaupt möglich bleibe. »Deutlich zu sagen ist aber zu der hier infrage stehenden Methode: Dafür haben wir nicht gekämpft.«

strafanzeige Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland empfiehlt, das Absaugen »durch eine Pipette oder ein Röhrchen auszuüben, da dies nach jüdischem Religionsgesetz zulässig und medizinisch empfehlenswert ist«. Anlass der Diskussion um die Metzitzah Be Peh ist eine Strafanzeige wegen Körperverletzung im Zusammenhang mit der Brit Mila des Sohnes des Berliner Rabbiners Yehuda Teichtal am 3. März. Die Anzeige richtet sich gegen den israelischen Mohel Menachem Fleischman, gegen Teichtal und seinen Schwiegervater Rabbiner Yochanan Gurary.

Erstattet hat die Anzeige der Rostocker Mathematiker Christian Bahls. In einem Internettext erklärte er, anhand eines Videos erkannt zu haben, dass der Mohel während der Beschneidungszeremonie das Blut aus der Wunde des Kindes mit dem Mund abgesaugt habe.

Bahls ist erster Vorsitzender des Vereins »MissbrauchsOpfer gegen InternetSperren« (Mogis). Nach eigenen Angaben kümmert sich dieser um Betroffene sexuellen Missbrauchs und sexualisierter Gewalt und hat auch einen »Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener«. Dem gehören jedoch keine jüdischen Mitglieder an. Das Anfang Januar in Kraft getretene Beschneidungsgesetz bezeichnet Bahls als »zutiefst menschenverachtend«.

irritation Rabbiner Teichtal erklärte, dass er »mit einiger Verwunderung und Irritation« von der Anzeige erfahren habe. Er habe aber »volles Vertrauen in die Bundesrepublik und ihre politischen Vertreter, die erst vor wenigen Monaten versicherten, dass mit dem neuen Beschneidungsgesetz Rechtssicherheit für die Ausübung unserer Tradition geschaffen wurde«.

Dieter Graumann sagte: »Was die Strafanzeige angeht, so vertrauen wir sehr darauf, dass die Justizbehörden in unserem Land gewissenhaft, klug und sensibel entscheiden werden.« Der Zentralrat sei sehr froh, dass durch die vom Bundestag gefundene Regelung endlich wieder Rechtsfrieden herrsche. »Diesen Frieden sollten nun alle würdigen – und auch diejenigen, die die Beschneidung von Jungen im Judentum und im Islam weiter mit belehrender Bevormundung geradezu fanatisch bekämpfen, wie das bei den Anzeigestellern der Fall ist.«

Wie der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, sagte, seien in diesem Fall inzwischen noch Strafanzeigen mehrerer Ärzte hinzugekommen. ja

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

 30.04.2025

Bern

Schweiz verbietet Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025