Iran

Charming Hassan

Verdeckt militärische Programme: Irans neuer Staatspräsident Hassan Rohani Foto: dpa

Iran

Charming Hassan

Israel ist besorgt über Annäherung Teherans an den Westen

von Saba Farzan  30.09.2013 21:58 Uhr

Die vielerorts als »Charmeoffensive« charakterisierten diplomatischen Aktivitäten des neuen iranischen Staatspräsidenten Hassan Rohani zeigen Wirkung. Nicht nur, dass er in der vergangenen Woche vor den UN sprechen durfte – und nur die israelische Delegation verließ so lange den Saal –, er schrieb auch in der »Washington Post« einen Gastkommentar, in dem er seine Bereitschaft zu neuen Gesprächen mit den USA über sein Atomprogramm signalisierte. Kurz nach der UN-Vollversammlung führte Rohani ein Telefonat mit Obama – das erste Gespräch, das ein amerikanischer Präsident mit einem Staatsoberhaupt der Islamischen Republik je geführt hat.

Vor allem ging es da um mögliche USA-Iran-Verhandlungen über Teherans Atomprogramm. Obama sprach zwar auch das Schicksal von zwei im Iran inhaftierten US-Bürgern an, aber darüber hinaus ging es kaum um Menschenrechte. In der folgenden Pressekonferenz wusste Obama nur mitzuteilen, dass der Iran nach eigener Aussage keinen Atomwaffenbesitz anstrebe.

uran Dabei können Veteranen der US-Außenpolitik wie etwa Robert McFarlane, der unter Ronald Reagan als Sicherheitsberater diente, ein Lied davon singen, wie Rohani die Amerikaner in den 80er-Jahren im Zuge der Iran-Contra-Affäre austrickste. Und in Europa haben einige politische Akteure noch nicht vergessen, wie Rohani von 2003 bis 2005 als Chefunterhändler das iranische Atomprogramm maßgeblich vorantrieb, indem er die Urananreicherung geheim fortsetzen ließ und gleichzeitig den europäischen Verhandlungspartnern Konzessionen vorgaukelte, die von iranischer Seite jedoch nie eingelöst wurden.

Trotz dieser Erfahrungen, die der Westen mit dem Politiker Hassan Rohani machen konnte, fallen die Reaktionen auf seine Auftritte als neuer Staatspräsident eher positiv aus. Guido Westerwelle (FDP), der noch amtierende Außenminister, sprach nach einem Treffen am Rande der UN-Vollversammlung von »einer ganz außerordentlich bedeutsamen Zäsur im Atomstreit«, die Rohani bewirkt habe. In seiner Rede vor der UNO sagte Westerwelle, auf Rohani gemünzt: »Den neuen Worten aus Teheran müssen aber auch konkrete Taten folgen. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Aber ein neuer Anfang ist gemacht.« Auch Omid Nouripour (Grüne) sprach davon, man müsse »Rohani beim Wort nehmen und das Gespräch suchen«.

Philipp Mißfelder, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, erklärte, an ein Ende der Sanktionen gegen den Iran sei derzeit nicht zu denken. Erst müsste Teheran seine »Urananreicherung vorübergehend aussetzen und unangekündigte Besuchte von Inspekteuren der Internationalen Atomenergiebehörde erlauben«. Der Iran, so Mißfelder, habe es »selbst in der Hand, seine Wirtschaft und damit die Lebensbedingungen aller Iranerinnen und Iraner durch die Aussetzung der Sanktionen deutlich zu verbessern«.

Die deutlichste Kritik am Auftritt des iranischen Präsidenten vor der Weltgemeinschaft wurde von Israels Premier Benjamin Netanjahu formuliert. »Rohanis Rede enthielt nicht einen einzigen echten Vorschlag, das Atomprogramm zu stoppen«, erklärte Netanjahu. Die Beweise der Internationalen Atomenergiebehörde für eine militärische Komponente des Programms habe Rohani schlicht ignoriert.

profil Israels Botschaft in den USA hatte kurz vor Rohanis UN-Rede sogar ein fiktives Profil beim sozialen Netwerk LinkedIn für Rohani angelegt. Sein von den israelischen Diplomaten formulierter Lebenslauf endet mit den Worten: »Wenn Sie nach einem überzeugenden Kommunikationsexperten und großartigen Verkäufer suchen, der fast alles glaubwürdig erscheinen lässt – ich bin Ihr Mann.« Entsprechend forderte Benjamin Netanjahu auch von Barack Obama, auf keinen Fall die Sanktionen gegen das Mullah-Regime zu lockern. Der antwortete, die USA schlössen keine Option aus. Bei seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung sagte Netanjahu: »Wenn Israel allein tätig werden muss, dann wird es das tun.«

In Teheran feiert man derweil Hassan Rohani. Bei seiner Rückkehr aus New York wurde er von etwa 100 Anhängern begrüßt, die »Danke, Rohani« riefen. Sogleich wies der Präsident die staatliche Luftfahrtbehörde an, alles für eine direkte Flugverbindung USA–Iran zu unternehmen.

An Kritiker Rohanis aus dem Hardliner-Lager hatte sich Parlamentspräsident Ali Larijani schon vor der UN-Versammlung gewandt: Was der neue Präsident dort verkünde, sei kein Strategiewechsel, sondern bloß eine neue Taktik.

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Berlin

Streit um geforderte Yad-Vashem-Straße

Zwischen dem Freundeskreis Yad Vashem und dem Roten Rathaus herrscht Unmut

von Imanuel Marcus  29.04.2025

Den Haag

Strafgerichtshof verpflichtet Chefankläger zur Vertraulichkeit

Karim Khan, der unter anderem gegen Benjamin Netanjahu einen Haftbefehl erwirkt hat, darf einem Bericht des »Guardian« zufolge künftig nicht mehr öffentlich dazu Stellung nehmen

 29.04.2025

Urteil

»Impfen macht frei«-Bild ist Volksverhetzung

Ein 65-Jähriger hatte während der Corona-Pandemie die Schutzmaßnahmen der Regierung mit dem Holocaust verglichen

 29.04.2025