Berlin

Charles III. spricht über Krieg, Versöhnung und die Kindertransporte

Charles III. spricht im Bundestag. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Im Bundestag hat Charles III. am Donnerstag eine Rede gehalten, in der er auf die guten Beziehungen seines Landes zur Bundesrepublik einging, sowie die jüngere Geschichte. Der König erwähnte den Reichstag, in dem er sprach. Dieser demonstriere, was die beiden Länder verbinde.

»1933 in Brand gesetzt, 1945 schwer beschädigt« sei das Gebäude in den 1990er-Jahren »von einem britischen Architekten zum Parlament des wiedervereinigten demokratischen Deutschlands umgebaut« worden. »Die ikonische Glaskuppel ist ein Symbol für die Transparenz und Rechenschaftspflicht des Parlaments. Von hier aus können die Bürgerinnen und Bürger ihren Politikern tatsächlich bei der Arbeit zusehen. Gelebte Demokratie!«, so der König.

Trauma des Konflikts Seine Mutter, die kürzlich verstorbene Queen Elizabeth II., habe oft von ihren 15 offiziellen Besuchen in Deutschland gesprochen, inklusive der fünf Staatsbesuche. Der erste davon, im Jahr 1965, sei erfolgt, »als unser Kontinent noch tief vom Krieg und dem Trauma des Konflikts gezeichnet war«, erklärte König Charles III. »Ihre war die Kriegsgeneration, und wie mein Vater hatte die Queen in Uniform gedient. Dass sich die 11-tägige Deutschlandreise meiner Eltern als ein entscheidender Moment in der Aussöhnung zwischen unseren Völkern erweisen sollte, war daher für beide von großer persönlicher Bedeutung.«

»Meine Mutter wusste, welch enorme Errungenschaft diese Versöhnung bedeutete, und mit ihren vielen Besuchen in Deutschland wollte sie ihren Beitrag dazu leisten«, sagte der Gast aus Großbritannien in hervorragendem Deutsch.

Auch erwähnte er den Krieg in der Ukraine: »Deutschland und das Vereinigte Königreich haben eine wichtige Führungsrolle übernommen. Als größte europäische Geber für die Ukraine haben wir entschlossen reagiert und Entscheidungen getroffen, die früher vielleicht unvorstellbar gewesen wären. Der Entschluss Deutschlands, der Ukraine so große militärische Unterstützung zukommen zu lassen, ist überaus mutig, wichtig und willkommen.«

Neues Leben In seiner Rede kam Charles III. auch auf seinen Besuch in Hamburg am Freitag zu sprechen: Er werde die Skulptur Kindertransport – Der letzte Abschied am Bahnhof Dammtor besuchen. Die Transporte hätten »vor 85 Jahren das Leben von mehr als 10.000 jüdischen Kindern vor dem Nationalsozialismus« gerettet »und ihnen eine sichere Überfahrt in ein neues Leben in Großbritannien« ermöglicht.

Der König wird mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher auch an die Menschen erinnern, »die 1943 bei der Bombardierung Hamburgs durch die Alliierten ums Leben kamen.«

»Aus der Vergangenheit zu lernen, ist unsere oberste Pflicht – aber nur durch unser Engagement für eine gemeinsame Zukunft können wir sie voll erfüllen«, sagte Charles im Bundestag. »Gemeinsam müssen wir wachsam sein gegenüber Bedrohungen unserer Werte – und entschlossen, diesen resolut entgegenzutreten.« ja

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025