Meinung

Buschkowskys blinder Fleck

Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky gilt als Mann klarer Worte – erst recht, wenn es um Missstände und Herausforderungen in seinem eigenen Bezirk geht. Beim Thema muslimischer Antisemitismus aber verhält sich der SPD-Politiker auffallend zurückhaltend. No-Go-Areas für Juden in Berlin? Gibt es nicht! Hass auf Juden in der islamischen Gemeinschaft? Nicht doch! Schon gar nicht in Neukölln. Nachzulesen vergangenen Sonntag in der Berliner Morgenpost, wo Buschkowsky sich mit Rabbiner Daniel Alter über Judenhass bei muslimischen Migranten unterhielt.

Das sind Aussagen, die mich wundern. Natürlich gibt es in Berlin Gegenden, in denen Juden nicht ungefährdet Kippa tragen können. Wedding, Lichtenberg, Marzahn und eben Neukölln gehören definitiv dazu. Auch in bürgerlichen Bezirken wie Friedenau sind als Juden erkennbare Bürger im Extremfall gefährdet. Siehe Rabbiner Alter, den arabische Jugendliche als »Scheißjuden« beschimpften und verprügelten.

bagatellisieren Angesichts dessen ist es zynisch, die Ängste von Juden zu bagatellisieren. Zwar werden Juden natürlich nicht sofort von Arabern verprügelt, sobald sie sich als jüdisch zu erkennen geben. Aber die Möglichkeit, dass es irgendwann passiert, ist stets präsent. Ich weiß, wovon ich spreche: Seit Jahren arbeite ich als Psychologe mit arabischen Jugendlichen. Die Vorurteile gegen Juden sind bei ihnen sehr verbreitet. Statistisch gesehen vertreten Muslime doppelt so häufig antisemitische Einstellungen wie die »Mehrheitgesellschaft«.

Das wissen auch die Islamverbände. Doch auch hier: Das Problem wird oft schlicht ignoriert. Für unsere diese Woche gesendete ARD-Doku Antisemitismus heute – Wie judenfeindlich ist Deutschland? haben wir Islamverbände um Interviews zum muslimischen Judenhass angefragt. Nicht eine Antwort haben wir erhalten! Dabei sind gerade wir als Muslime gefragt. Wir müssen laut und deutlich sagen: Wir stellen uns vor unsere jüdischen Freunde! Darüber hinaus braucht es in den Schulen auch spezifische pädagogische Konzepte, um den spezifischen Ursachen des muslimischen Antisemitismus adäquat zu begegnen.

Und Heinz Buschkowsky? Vielleicht sollte er mal abends im Wedding inkognito den Kippatest machen, um die wirkliche Dimension des muslimischen Judenhasses zu begreifen. Oder besser: Er unterhält sich einfach mal mit Jugendlichen in Neukölln – und verschließt nicht länger die Augen vor dem, was längst offenkundig ist.

Der Autor ist Gruppenleiter beim Neuköllner Projekt »Heroes«, Mitglied der Deutschen Islamkonferenz sowie Berater bei der European Foundation for Democracy und arbeitet in verschiedenen Projekten gegen Extremismus.

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 07.12.2025

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025