Berlin

Bundeskanzler wird die documenta nicht besuchen

»Ich bewundere ihren Mut«, schrieb Olaf Scholz über die Stauffenberg-Attentäter Foto: IMAGO/Christian Spicker

Obwohl Olaf Scholz (SPD) »in den vergangenen 30 Jahren wohl keine Documenta versäumt« habe, werde er dieses Mal nicht nach Kassel reisen. Das sagte eine Regierungssprecherin der Jüdischen Allgemeinen im Namen des Bundeskanzlers.

Grund sind judenfeindliche Abbildungen, die auf einem mittlerweile abgehängten Wandgemälde der indonesischen Künstlergruppe Taring Padi zu sehen waren. Der Bundeskanzler finde »die besagte Abbildung in Kassel abscheulich und hält es für völlig richtig und angemessen, dieses Plakat zu entfernen«. Seiner Meinung nach sei »in Deutschland kein Platz für antisemitische Darstellungen, auch nicht auf einer Kunstausstellung«.

»Die Documenta-Leitung sollte sich nach Überzeugung des Bundeskanzlers ihrer Verantwortung für diesen Vorgang stellen und sich prüfen.«

Außerdem fordert Olaf Scholz Konsequenzen aus dem Antisemitismusskandal. »Die Documenta-Leitung sollte sich nach Überzeugung des Bundeskanzlers ihrer Verantwortung für diesen Vorgang stellen und sich prüfen«, ließ die Regierungssprecherin wissen. Dass es überhaupt so weit habe kommen können, sei verwunderlich: »Im Vorfeld dieser renommierten Ausstellung gab es eine ganze Reihe von Warnungen– umso irritierender ist es, dass es nun dennoch zu diesem Skandal gekommen ist.«

Hintergrund Seit der Eröffnung der documenta am vergangenen Sonntag stehen mehrere ausgestellte Stücke wegen der Verwendung antisemitischer Motive massiv in der Kritik. Das gilt insbesondere für das Wandgemälde »People’s Justice« des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi, das zunächst verhüllt und am Dienstagabend schließlich abgebaut wurde.

Auf dem zehn Mal zehn Meter großen Wandbild ist eine Figur zu sehen, die mit ihren Schläfenlocken klar als orthodoxer Jude zu erkennen ist. Auf ihrem Hut trägt sie eine »SS«-Rune, hat blutrote Augen und Vampirzähne. An einer anderen Stelle marschiert ein Soldat mit Schweinsnase, auf dem Helm steht »Mossad«, und auf seinem Halsband prangt ein Davidstern.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Schon im Vorfeld wurde den Kuratoren der documenta, der indonesischen Gruppe ruangrupa, sowie mehreren ausstellenden Künstlern von Kritikern eine Nähe zur antisemitischen BDS-Bewegung attestiert. Dass es trotz Vorwarnungen nicht gelungen war, antisemitische Kunstwerke von der documenta auszuschließen, wurde sowohl der Geschäftsführerin der documenta, Sabine Schormann, als auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth als Versagen angelastet. ja

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025