Einspruch

Bern tickt anders

Peter Bollag Foto: privat

Der Schutz jüdischer Einrichtungen durch den Staat war in der Schweiz lange Zeit kein Thema – anders als bei allen Schweizer Nachbarn und vielen anderen Ländern der Welt. Jüdinnen und Juden sollten am besten dafür selbst eine Stiftung gründen, regte vor noch nicht so langer Zeit ein damaliges Mitglied des Bundesrates, also der Regierung, an. Was nicht nur in jüdischen Kreisen für Empörung sorgte und schließlich auch zum Umdenken führte: Nun bezahlt auch der Staat diesen Schutz.

In einem anderen Bereich, der die jüdische Gemeinschaft der Schweiz tangiert, hat solch ein Umdenken offenbar aber noch immer nicht eingesetzt: Der Bundesrat will das Zeigen und Tragen von Nazi-Symbolen nämlich weiterhin erlauben. In seiner Antwort auf den Vorstoß einer Abgeordneten aus dem Kanton Aargau schrieb der Bundesrat kürzlich, er sehe keine »Notwendigkeit« für eine Strafverschärfung, sondern setze eher auf Prävention. Außerdem sei es nur eine »mittelbare« Beeinträchtigung der Menschenwürde und des Friedens, wenn solche Symbole öffentlich gezeigt würden.

freiraum Nicht nur beim Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) hat man für diese Argumentation, die sich teilweise hinter schwer verständlichem Juristendeutsch versteckt, wenig Verständnis. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund zahlreicher Corona-Demonstrationen, bei denen sich auch in der Schweiz immer wieder Nazi-Gruppen unter die Demonstrierenden mischten und oft entsprechende Symbole mitführten, offensichtlich den Freiraum ausnutzend.

Auch die Aargauer Abgeordnete hat für die Argumente der Regierung kein Verständnis und setzt darauf, dass das Parlament diesen Nicht-Entscheid der Exekutive noch umstößt. Druck kommt nun zum Glück auch von außerhalb des Berner Parlaments: Die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus sammelt mit einer Petition zurzeit Unterschriften für ein Verbot.

Vielleicht braucht es bei diesem Thema eben auch Beharrungsvermögen – wie damals bei den Sicherheitskosten.

Der Autor ist Journalist in Basel.

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Münster

Gericht macht Unterschiede bei propalästinensischen Parolen

Wann ist Kritik am Staat Israel von der Meinungsfreiheit gedeckt? Ein Gericht in NRW sieht das generelle Verbot, das Existenzrecht Israels zu bestreiten, als rechtswidrig an

 24.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 24.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  24.11.2025

Potsdam

BSW-Fraktionsvize tritt nach Reaktion auf AfD-Zitat zurück

Die Landtagsfraktion in Brandenburg ist nach vier Parteiaustritten in einer Krise. Nun tritt auch noch Fraktionsvize Dorst von seinem Amt zurück. Die Hintergründe

 24.11.2025

Soziale Medien

Plattform X: Israelfeindliche und antisemitische Inhalte aus Pakistan und der Türkei

Ein neues Transparenz-Feature zeigt: Angeblich von westlichen »Israelkritikern« betriebene Konten werden in Wirklichkeit aus anderen Teilen der Welt bearbeitet

 24.11.2025

Washington D.C.

Trump kündigt Einstufung der Muslimbrüder als Terrororganisation an

Der Organisation würde mit diesem Schritt der Zugang zu finanzieller Unterstützung verwehrt. Die Muslimbruderschaft wird immer wieder mit radikalen Ablegern in Verbindung gebracht

 24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025