Meinung

Austeilen und Einstecken

Krawattenmann des Jahres». Das war Christian Wulff 2006. Der Preis war allerdings nicht dotiert, nicht mal einen Binder zum Auftragen erhielt der damalige niedersächsische Ministerpräsident; nur eine stählerne Krawattenskulptur wurde ihm überreicht. Überhaupt fällt bei dem zurückgetretenen Bundespräsidenten auf, dass es ihm zwar nie an Preisen mangelte, wohl aber an den dazugehörigen Geldern: Im Mai 2009 wurde Wulff die «Cuxhaven-Medaille» für seine Verdienste um den Wirtschaftsstandort Cuxhaven verliehen. Auch dieser Preis ist nicht dotiert. Genausowenig wie der «Hermespreis» des Einzelhandelsverbandes Hannover-Hildesheim.

Der ist zwar 45 Zentimeter groß und aus Bronze – doch Geld gibt’s keins dazu. Die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg hat Wulff zum «Ehrensenator» gemacht – aber sozialversicherungspflichtig eingestellt wurde er von denen natürlich auch nicht.

Mittelstand Die Tongji-Universität in Schanghai verlieh ihm 2007 die Ehrendoktorwürde – ein Titel mit Hut, mehr nicht. 2006 gab es den «Deutschen Mittelstandspreis» des Bundes der Selbstständigen und der Bundesvereinigung mittelständischer Unternehmer – zwei Organisationen, aber immer noch null Preisgeld. Nicht mal für einen anderen Mittelstandspreis, den des markt-intern-Verlags, gab es Bares. Der besteht nur aus einer Bronzestatue, die das berühmte Dressurpferd Donnerhall zeigt. Noch sucht man beim Onlineversandhaus eBay vergeblich nach dem Angebot einer «Donnerhall»-Buchstütze, praktisch und formschön.

Im Jahr 2011 erhielt Wulff, mittlerweile Bundespräsident, den Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden. Der wird für besonderes Engagement für jüdische Gemeinden in Deutschland verliehen und ist damit eine Würdigung, die sich deutlich von Krawattenmann und Dressurhengst unterscheidet. Und dotiert ist der Leo-Baeck-Preis auch, doch Wulff transferierte die 10.000 Euro zunächst mal auf sein Privatkonto, und erst mit sieben Monaten Verspätung (und vermutlich erst aufgrund von Nachfragen) spendete er sie dem Haim Sheba Medical Center in Tel Haschomer.

Einmal ein richtiger Preis, zudem gut dotiert, das ist, zugegeben, sehr wenig für jemanden, der als Bundespräsident täglich Preise und Orden verleihen musste. Und erst recht für einen, der 1994 vom Weltwirtschaftsforum zu einem «Global Leader for Tomorrow» gewählt wurde. Aber das ist er jetzt ja auch nicht mehr.

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

 30.04.2025

Bern

Schweiz verbietet Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025