Schächten

Ausgeschlachtet

Demonstration vor dem Kanzleramt Foto: Marco Limberg

Reaktionen aus der Politik hat Jan Peifer noch nicht. Er ist Sprecher des »Arbeitskreises Humaner Tierschutz«, der am vergangenen Donnerstag vor dem Bundeskanzleramt in Berlin »gegen betäubungsloses Schächten« demonstriert hatte.

»Viele Organisationen haben Angst, wenn sie sich des Themas annehmen, in eine rassistische Ecke gestellt zu werden«, sagt Peifer. Dabei gehe es ihnen doch nur um das »betäubungslose Schächten«.

Israel Dass es doch um mehr gehen könnte, darauf deutet ein Sonderdruck hin, den der Arbeitskreis als Informationsmaterial verteilt. In Israel, heißt es dort, sei das Aufstellen von Christbäumen untersagt. »Das kommt noch vom alten Vorstand«, wiegelt Peifer die Nachfrage ab, was diese – nebenbei: sachlich falsche – Behauptung mit Tierschutz zu tun haben könnte.

Dort ist auch die Rede davon, dass die Politik in »serviler Duldungsstarre« verharre und sich »im Würgegriff fanatischer, extremistischer Schächtlobbyisten« befinde. In einem Aufsatz eines Mitarbeiters des Arbeitskreises heißt es, man dürfe nicht untätig bleiben, bloß weil man »bestimmten Mitbürgern nicht zu nahe treten möchte«.

Jan Peifer betont, dass ihm Religionsfreiheit wichtig sei und dass es auch »betäubtes Schächten« geben könne – »ich selbst habe bei so etwas schon teilgenommen«. Dass dies mit muslimischem oder jüdischem Ritus vereinbar sei, vermutet er. Aber mit jüdischen Organisationen hat sein Arbeitskreis bislang noch keinen Kontakt.

Rabbiner Avichai Apel, Vorstandsmitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland, hat nichts dagegen, dass der Arbeitskreis oder der Deutsche Tierschutzbund, der sich ebenfalls gegen Schächten ausspricht, demonstriert. »Diese und ähnliche Aktionen sind Ausdruck der Meinungsfreiheit. Diese ist ebenso ein Grundrecht wie das der freien Religionsausübung«, sagt Apel und fügt hinzu: »Die biblische Pflicht der Kaschrut steht für uns Juden in Deutschland, in Israel und aller Welt niemals zur Disposition.«

»Gesetzliche Änderungen in diesem Bereich«, teilt das Bundeslandwirtschaftsministerium der Jüdischen Allgemeinen mit, »sind nicht geplant.« Bei einer Novellierung des Tierschutzgesetzes ist nicht daran gedacht, die bisherigen Ausnahmeregelungen des Schächtens für die jüdische und islamische Religion zu streichen.

Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Egal ob abgerissene Mesusot, beschmierte Moscheen oder verwüstete Kirchen: Politik und Religion werden zurzeit wieder zu einem hochexplosiven Gemisch. Dabei sollte man beides streng trennen

 29.12.2025

Großbritannien

Freigelassener Demokratie-Aktivist rief zum Mord an »Zionisten« auf

Der Brite Alaa Abdel Fattah galt als Held der ägyptischen Demokratiebewegung. Doch nach seiner Freilassung und Ankunft in London kamen judenfeindliche Tweets ans Licht. Jetzt wird seine Abschiebung gefordert

von Christoph Meyer, Johannes Sadek  29.12.2025

Teheran

Iran schießt mit russischer Hilfe drei Satelliten ins All

Im Mullah-Staat machen Gerüchte über einen möglichen neuen Militärkonflikt mit Israel die Runde. Mit Raumfahrtprojekten will das Land Stärke demonstrieren

 28.12.2025

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025