Berlin

Auschwitz-Komitee: KZ-Prozess als Zeichen der Gerechtigkeit

Christoph Heubner Foto: picture alliance / dpa

Das Internationale Auschwitz Komitee hofft auf ein Zeichen der Gerechtigkeit bei der Entscheidung in einem der letzten KZ-Prozesse vor einem deutschen Gericht. »Für Überlebende der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager ist die heutige Gerichtsentscheidung nicht nur von hoher symbolischer Bedeutung«, erklärte Vizepräsident Christoph Heubner am Dienstagmorgen in Berlin.

»Vor allem erwarten sie, dass all die Erinnerungen, Beobachtungen und Zeugenaussagen, die sie als überlebende Augenzeugen und Stimmen ihrer ermordeten Angehörigen zur Wahrheitsfindung beigetragen haben, in die höchstrichterliche Urteilsfindung Eingang finden werden«, so Heubner.

Angesichts der wenigen Täter, die überhaupt in Deutschland vor Gericht gestanden hätten, komme gerade diesem Urteil für sie eine besondere Bedeutung zu, fügte er hinzu. Auch mit Blick auf viele andere Täterinnen und Täter, »die im Mordapparat der Konzentrationslager Mitverantwortung getragen und nie einen deutschen Gerichtssaal von innen gesehen haben. Sie konnten stattdessen in Ruhe ihre Rente genießen.«

Revision eingelegt

Die Überlebenden hofften deshalb »auf ein unverkennbares Zeichen der Gerechtigkeit ihnen und ihren ermordeten Angehörigen gegenüber«, erklärte Heubner.

Der Bundesgerichtshof (BGH) verkündet am Vormittag seine Entscheidung im Verfahren um eine 99-jährige Frau, die bis April 1945 im KZ Stutthof bei Danzig als Sekretärin tätig war. Sie war Ende 2022 zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren wegen Beihilfe zum Mord in über 10.000 Fällen verurteilt worden und hatte Revision eingelegt.

Der Psychologe Wolfgang Hegener sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin, die Entscheidung sei auch nahezu 80 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus noch von großer Bedeutung, »nicht nur für die Opfer, sondern auch für die Täter und ihre Nachkommen«.

Wichtige Funktion

Das Urteil habe eine »übergreifende gesellschaftspolitisch wichtige Funktion und ist für die psychische Verarbeitung und Annahme von Schuld und Verantwortung entscheidend wichtig«, so Hegener weiter.

»Die Schuld, um die es hier geht, verjährt nicht, sie ist nicht delegierbar und darf nicht relativiert werden. Dies ist von großer Bedeutung für eine Gesellschaft und Kultur, in der es Instanzen gibt, die dabei helfen, die anhaltende Projektion von Schuld und Verantwortung zu durchbrechen.« Der Fall gilt als einer der letzten KZ-Prozesse vor einem deutschen Gericht. kna

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von 
janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025

Aufarbeitung

Französische Entnazifizierungs-Dokumente erstmals online abrufbar

Neue Hinweise zu Leni Riefenstahl und Martin Heidegger in der NS-Zeit: Künftig können Forscher online auf französische Akten zugreifen. Experten erwarten neue Erkenntnisse

von Volker Hasenauer  10.12.2025

Deutschland

Wegen Antisemitismus und AfD: Schauspiellegende Armin Mueller-Stahl (95) denkt ans auswandern

Armin Mueller-Stahl spricht offen über seine Gelassenheit gegenüber dem Tod – und warum aktuelle Entwicklungen ihn dazu bringen, übers Auswandern nachzudenken

 10.12.2025

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025