Hessentag 2017

Aus für »Kollegah«?

Der Rapper »Kollegah« heißt mit bürgerlichem Namen Felix Blume. Als 15-Jähriger konvertierte er zum Islam. Foto: dpa

Nach dem Protest des Zentralrats der Juden und anderer jüdischer Organisationen gegen den geplanten Auftritt des Rappers »Kollegah« auf dem Hessentag in Rüsselsheim hat der Oberbürgermeister der Stadt, Patrick Burghardt (CDU), mitgeteilt, er wollte die Rap-Night am 14. Juni absagen.

»Ich werde morgen der Stadtverordnetenversammlung empfehlen, ihre Beschlussfassung zur geplanten Rap-Night beim Hessentag zu revidieren und die Veranstaltung abzusagen. Ich habe aufgrund der anfangs positiven Rückmeldungen die Situation falsch eingeschätzt und die Dimension persönlicher Betroffenheiten unterschätzt«, schrieb der Politiker am Mittwoch in einer persönlichen Erklärung. Zunächst hatte er die Rap-Nacht unterstützt. Am Donnerstag will sich das Rüsselsheimer Stadtparlament erneut mit der Angelegenheit befassen.

antisemitismus In dem Schreiben des Zentralrats vom Dienstag hieß es: »Möchte die Stadt Rüsselsheim einem Sänger, der Antisemitismus, Homophobie und Gewalt gegen Frauen propagiert und zu Gewalt gegen Minderheiten aufruft, eine Bühne geben und ihn mit Steuergeldern seine Hasstiraden verbreiten lassen?«

Unterzeichnet wurde der Brief auch von Amcha Deutschland, dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen, »Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland«, dem Jüdischen Frauenbund, der Claims Conference und der Jüdischen Studierendenunion. Die Stadt Rüsselsheim wurde aufgefordert, das Fest zu nutzen, um Hessen von seiner besten und weltoffensten Seite zu präsentieren.

Punchlines Untermauert wurde diese Forderung durch Zitate von Kollegah-Punchlines wie »Es ist die Endlösung der Rapperfrage: Kugeln ins Gesicht« und »drogenverseuchte doofe Homos plus Toyshit«. Außerdem heißt es in einem Album: »Ich leih dir Geld, doch nie ohne nen jüdischen Zinssatz.« Kollegah postete den Brief des Zentralrats auf seiner Facebook-Seite und schrieb dazu: »Schalom Freunde, die Zinssatz Line ist zwar vom Homie Favorite ...« Das entsprechende Zitat aus dem Album wird von dem Gastmusiker Favorite gerappt.

Kommentiert wurde Kollegahs Facebook-Post unter anderem mit Bemerkungen wie »Außerdem ist es doch eine Tatsache, dass die jüdische Bevölkerung seit Jahrtausenden das Bankengeschäft kontrolliert« und »Seitdem Kolle auf eigene Faust in Palästina war, hat er Kosher-Nostra am Hals.« Der gebürtige Hesse Kollegah, der mit bürgerlichem Namen Felix Blume heißt und als 15-Jähriger zum Islam konvertierte, hatte im Dezember auf YouTube eine Doku über einen Besuch in den palästinensischen Autonomiegebieten veröffentlicht. Kritiker beschrieben die Doku als Selbstinszenierung.

Staatskanzlei
Auch die hessische Staatskanzlei ist dagegen, den Rapper beim Hessentag auftreten zu lassen. »Vonseiten der Landesregierung gibt es Grenzen«, wurde Regierungssprecher Michael Bußer zitiert. Neben Kollegah sollten auch Azad, Farid Bang, Eko Fresh sowie Lumaraa und Der Asiate auftreten.

Ende November 2016 hatte die Rüsselsheimer Stadtverordnetenversammlung beschlossen, die wegen der Texte einiger Künstler zunächst gestoppte Rap-Nacht am 14. Juni 2017 doch stattfinden zu lassen. ja

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Wehrpflicht

Freiheit gemeinsam verteidigen

Russlands Angriffskrieg unterstreicht die Notwendigkeit einer starken Bundeswehr. Wenn die Situation es erfordert, dann müssen auch wir Juden bereit sein, unseren Beitrag zu leisten

von Josef Schuster  26.11.2025

Verhandlung

Verbot israelfeindlicher Proteste: Berlin mit Klagen konfrontiert

Das Verwaltungsgericht prüft zwei unterschiedlich gelagerte Klagen von Veranstaltern einer Demonstration im Dezember 2023 und des sogenannten Palästina-Kongresses im April 2024

 26.11.2025

Potsdam

BSW vor Zerreißprobe: Dorst stellt Parteiverbleib infrage

Die jüngsten Ereignisse haben Implikationen für die Landesregierung. Bei nur zwei Stimmen Mehrheit im Landtag könnte jeder Bruch in der BSW-Fraktion ihr Ende bedeuten

 26.11.2025

Buenos Aires

Milei will 2026 Botschaft in Jerusalem eröffnen

Israels Außenminister Sa’ar erklärte in der argentinischen Hauptstadt, »im April oder Mai« werde die Eröffnung erfolgen

 26.11.2025

Montréal

Air Canada prüft Beschwerde über Palästina-Anstecker in der Form Israels

Der Passagier Israel Ellis beschwert sich über das israelfeindliche Symbol an der Jacke einer Stewardess. Sie habe ihn zudem angeschrien, als sie seine Davidstern-Kette gesehen habe

 26.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025