Berlin

Polizei-Beauftragter gegen Judenhass: Antisemitismus wurde lange unterschätzt

Wolfram Pemp, Antisemitismusbeauftragter der Berliner Polizei Foto: dpa

Der Hass auf Juden ist nach Ansicht des Antisemitismusbeauftragten der Berliner Polizei lange massiv unterschätzt worden. »Nicht nur der muslimische Antisemitismus, sondern Antisemitismus in Gänze wurde viel zu lange nicht so wahrgenommen, wie man ihn hätte wahrnehmen müssen«, sagte Wolfram Pemp am Wochenende dem »Tagesspiegel«. »Einige sind davon ausgegangen, das Thema hätte sich für uns erledigt. Doch es hat sich eben nicht erledigt.«

Das gilt laut Pemp nicht nur im Kontext der israelfeindlichen Demonstrationen, bei denen es auch zu zahlreichen antisemitischen Ausschreitungen kam, sondern beispielsweise auch »bei Protesten der sogenannten Corona-Bewegung, wo meist Menschen ohne jeglichen Migrationshintergrund die krudesten, antisemitischen Theorien verbreiten«. Laut Pemp wurde das Phänomen Antisemitismus in Gänze unterschätzt - sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft.

Mit Blick auf die Hasskriminalität im Netz sagte der Antisemitismusbeauftragte, in Berlin seien bei der Polizei Internet-Auswerter eingestellt worden. »Inzwischen gibt es mehr Verurteilungen, weil wir mehr Täter ermitteln können. Die Botschaft an die Opfer von virtueller Hasskriminalität muss sein, es anzuzeigen. Das ist wichtig, auch wenn wir nicht alle Taten aufklären können.«

Antisemitismus war in Berlin diese Woche auch Thema im Abgeordnetenhaus. Anlass waren judenfeindliche Vorfälle bei anti-israelischen und pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland. dpa/ja

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  04.12.2025

Kulturbetrieb

»Wie lange will das politische Deutschland noch zusehen?«

Der Bundestagskulturausschuss hörte Experten zum Thema Antisemitismus an. Uneins war man sich vor allem bei der Frage, wie weit die Kunstfreiheit geht

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Graz

Verharmlosung von NS-Verbrechen: Haft für Deutschen in Österreich

Lange Haftstrafe für einen Publizisten: Was steckt hinter dem Urteil, und wie stufen Extremismusforscher seine bereits eingestellte Zeitschrift ein?

 04.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

USA

Netanjahu will trotz Mamdanis Warnung nach New York kommen

Der designierte Bürgermeister will Wege prüfen, den Haftbefehl des IStGH zu vollstrecken. Der israelische Regierungschef lässt sich davon nicht abschrecken

 04.12.2025

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025