Debatte

Michael Blume dankt jüdischen Gemeinden für Solidarität

Barbara Traub, Vorstandssprecherin der IRG Württembergs, und Antisemitismusbeauftragter Michael Blume im Gespräch (Archiv) Foto: Edgar Layer

Nach Vorwürfen wegen angeblich antijüdischer Äußerungen erhält der Antisemitismusbeauftragte Michael Blume viel Rückenwind. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte, der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, schätze Blumes Arbeit »uneingeschränkt«. Der Zentralrat der Juden in Deutschland nannte die Vorhaltungen »absurd«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch die Israelitischen Religionsgemeinschaften in Baden und Württemberg verurteilten eine »Verunglimpfung« Blumes durch das in Los Angeles ansässige Simon Wiesenthal Center. Wörtlich heißt es in ihrer gemeinsamen Erklärung: »Wie das Simon Wiesenthal Center - ohne mit den Gemeinden vor Ort überhaupt Kontakt zu suchen - auf die Idee kommt, einen derart ausgewiesenen Freund Israels und der Jewish Community auf eine Liste mit Antisemiten zu setzen, ist uns vollkommen unverständlich.« Die fehlende Kommunikation des Zentrums mit den jüdischen Gemeinden sei »ein Affront«.

Blume dankte auf Twitter »für die Zurückweisung von bizarren Vorwürfen« und erklärte, er sei seit seinem Amtsantritt 2018 »rechtsextremem Trolling« ausgesetzt.

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland zeigte sich ebenfalls irritiert. »Eine solche Entscheidung erweist sich als kontraproduktiv in der Bekämpfung des sich in diesen Zeiten verschärfenden Antisemitismus.« Deutschland habe in dem Bereich zuletzt »außerordentlich viel getan«, erklärte der Vorstand, bestehend aus den Rabbinern Avichai Apel, Zsolt Balla und Yehuda Pushkin. Es handle sich »wohl um einen Irrläufer« des Zentrums, der korrigiert werden sollte.

Blume selbst dankte auf Twitter »für die Zurückweisung von bizarren Vorwürfen« und erklärte, er sei seit seinem Amtsantritt 2018 »rechtsextremem Trolling« ausgesetzt. Als Beispiel nannte er einen in Deutschland und Israel für die »Jerusalem Post« arbeitenden Journalisten. Der Religions- und Politikwissenschaftler Blume war 2018 auf Vorschlag der jüdischen Gemeinden durch den Ministerrat des Landes zum Antisemitismusbeauftragten berufen worden.

Auf der Liste steht auch die Deutsche Welle (DW). Arabischen Mitarbeitern werden Holocaust-verharmlosende Kommentare vorgeworfen.

Mit seiner Rangliste der »einflussreichsten Antisemiten« benennt das Simon-Wiesenthal-Zentrum auf die nach seiner Einschätzung zehn weltweit schlimmsten antisemitischen Vorfälle des Jahres. In dem Bericht heißt es, Blume habe »offenbar vergessen, dass es seine Aufgabe ist, Antisemitismus zu bekämpfen, nicht ihn zu ‚mögen‘ «. Das Zentrum wirft Blume vor, in Beiträgen in Netzwerken Zionisten mit Nazis verglichen und »antijüdische, israelfeindliche und verschwörerische Twitter-Accounts« mit Likes versehen zu haben.

Auf der Liste steht auch die Deutsche Welle (DW). Arabischen Mitarbeitern werden Holocaust-verharmlosende Kommentare vorgeworfen. Die DW wollte den Vorgang nicht kommentieren. Der deutsche Auslandssender hatte eine unabhängige externe Untersuchung eingeleitet. Sobald deren Ergebnisse vorlägen, müsse man sich möglicherweise von Mitarbeitern und »von einigen Distributionspartnern trennen«, hatte Intendant Peter Limbourg angekündigt.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum wurde 1977 mit dem Ziel gegründet, den Holocaust und den Hass gegen Juden im historischen und aktuellen Kontext zu erforschen. Es wurde nach dem österreichisch-jüdischen Publizisten Simon Wiesenthal (1908-2005) benannt, der jedoch an der Gründung nicht beteiligt war. kna/ja

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Ostdeutschland

AfD-Regierung als »Schreckensszenario«

Zehn Monate vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wächst in den jüdischen Gemeinden die Sorge vor einem Sieg der AfD

von Joshua Schultheis  06.11.2025