Hamburg

Antisemitischer Schläger (19) muss 100.000 Euro zahlen

Eine Mahnwache für Israel und gegen Antisemitismus in Hamburg im Oktober 2021. Kurz zuvor wurde ein 60-jähriger Jude bei einer ähnlichen Kundgebung attackiert Foto: picture alliance/dpa

Am 18. September 2021 schlug Aram A. (19) einen damals 60-jährigen Juden bei einer Israel-Solidaritätsdemo in Hamburg brutal nieder, brach ihm die Nase und das Jochbein. Das Opfer wurde bei dem Angriff so schwer verletzt, dass es seit dem auf einem Auge blind ist.

Das Hamburger Landgericht hat Aram A. deshalb am Freitag zu einer Schmerzensgeldzahlung in Höhe von 100.000 Euro verurteilt. Eine bemerkenswert hohe Summe, auf die der Täter außerdem fünf Prozent Zinsen für den Zeitraum seit der Tat bezahlen muss, wie die Bild berichtet. Zuvor wurde Aram A. bereits zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Sein Bruder (zum Tatzeitpunkt 15 Jahre alt), der den Mann beschimpft hatte, wurde wegen Beleidigung schuldig gesprochen und zu 20 Sozialstunden verurteilt. Beide haben syrische Wurzeln.

»Ich werde auf dem rechten Auge nie mehr sehen können«

Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen schilderte das Opfer, Herr M. (sein richtiger Name ist der Redaktion bekannt), die Tat: Er und die anderen Teilnehmer der israelsolidarischen Mahnwache standen vor dem Elektrogeschäft Saturn in der Hamburger Mönckebergstraße.

Lesen Sie auch

Sie zeigten sich mit Israelflaggen und beantworteten die neugierigen Fragen einiger Passanten. Dann, so Herr M., näherten sich zwei Jugendliche, von denen sie mit »Ihr Hurensöhne«, »Scheiß Juden«, »Free Palästina« und »Scheiß Israel« beschimpft wurden.

Was das soll, habe Herr M. gefragt, woraufhin der Ältere aggressiv reagierte und den ihn brutal zusammenschlug, mit schweren Folgen: »Ich werde auf dem rechten Auge nie mehr sehen können, weil der Sehnerv durch den Schlag stark beschädigt wurde. Da lässt sich operativ nichts mehr machen«, erklärt Herr M., der berichtet, dass die Täter ihn sogar noch filmten, als er am Boden lag.

Zudem habe er durch den Schlag eine vergrößerte Pupille. Sie sei nun in einer Art Schockstarre und könne sich nicht mehr zusammenziehen. Konkret bedeutet das: Er muss eine Augenklappe tragen, weil es zu schmerzhaft sei, wenn Licht in sein Auge fällt. Auf dem kaputten Auge sehe er nur noch hell und dunkel, sonst nichts mehr. ja

Berlin

Deutschland prüft Hilfe für Palästinenser im Westjordanland

Eine Soforthilfe von 30 Millionen Euro soll Gehälter von Ärzten und Lehrerinnen sichern, sagt Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan

 19.09.2025

Berlin

NS-Raubkunst: Richter für neues Schiedsgericht benannt

Die Nazis raubten Hunderttausende Kunstgegenstände von den Menschen, die sie drangsalierten, verfolgten und ermordeten. Eine neue Institution soll die Rückgabe erleichtern

 19.09.2025

München

Zurück in der Reichenbach

Nach umfangreicher Renovierung wurde die Synagoge feierlich wiedereröffnet. Für viele Gemeindemitglieder war dies ein emotionaler Moment – gerade vor den Hohen Feiertagen

von Katrin Richter  19.09.2025

Meinung

Juden und die Bundeswehr: Zwischen den Fronten

Eine jüdische Perspektive auf den Wehrdienst in Deutschland kann nicht losgelöst von der Geschichte betrachtet werden

von Ron Dekel  19.09.2025

Neuerscheinung

Der völkische Antikapitalist

Björn Höckes Rhetorik erinnert strukturell an den antisemitischen Antikapitalismus der antiliberalen »Konservativen Revolution« und der Nationalsozialisten. Der Journalist Frederik Schindler analysiert in seinem neuen Buch über den Thüringer AfD-Chef dessen Weltbild. Ein Auszug

von Frederik Schindler  19.09.2025

Tel Aviv

»Du verfluchter Zionist!«: Constantin Schreiber wird beleidigt und bedroht

Der frühere Tagesschau-Sprecher wundert sich in einem Zeitungskommentar darüber, woher viele der Beleidigungen kommen: von links

 19.09.2025

Gesellschaft

Josef Schuster warnt vor AfD in Regierung: Juden könnten auswandern

Vor einer Regierungsbeteiligung der AfD warnt der Präsident der Juden in Deutschland. Jüdisches Leben sei dann in Deutschland nur noch schwer vorzustellen. Im Ernstfall könnte der Zentralrat zur Ausreise raten

von Matthias Jöran Berntsen  19.09.2025

Vereinte Nationen

USA verhindern Beschluss des Sicherheitsrats zu Gaza-Krieg

Die Trump-Regierung legte ihr Veto ein, weil der Text die Hamas nicht verurteilte. Alle anderen 14 Mitglieder stimmten dem Resolutionsentwurf zu

 19.09.2025

Interview

»Die Verantwortung der Hamas wird völlig ausgeklammert«

In der Deutschen Friedensgesellschaft ist ein Konflikt über den Gazakrieg entbrannt. Keno Goertz, der dem Verband Israelfeindlichkeit vorwirft, droht sogar der Rauswurf. Im Interview erzählt er, wie der Streit eskalieren konnte

von Joshua Schultheis  19.09.2025