Ostdeutschland

»Ansprechpartner der rechtsextremen Szene«

Sozialarbeiter Tobias Burdukat bei der Pressekonferenz der Amadeu Antonio Stiftung zu Empfehlungen für den Umgang mit der AfD Foto: dpa

Vor den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern warnt die Amadeu Antonio Stiftung vor einem weiteren Erstarken der AfD. Diese habe sich inzwischen zu einer rechtsradikalen Partei entwickelt, die demokratische Mittel gegen die Demokratie einsetze, sagte Timo Reinfrank von der Berliner Stiftung am Dienstag bei der Vorstellung von konkreten Handlungsempfehlungen. Die AfD sei eine »modernisierte, neue Form der NPD«, der mit deutlicher Abgrenzung begegnet werden müsse.

Die AfD nur als populistisch zu beschreiben, sei verharmlosend, betonte Reinfrank. In der früheren »Professorenpartei« seien mittlerweile mehrere Landesverbände rechtsextrem dominiert. Es gebe viele Überschneidungen zu rechtsextremen Organisationen und Bewegungen.

KONSENS Die Partei verstehe sich inzwischen auch als »Ansprechpartner der rechtsextremen Szene«. Wichtig sei deshalb ein »klarer Konsens der Demokraten« gegen die AfD. Das Grundgesetz und demokratische Grundwerte müssten zudem stärker betont und verteidigt werden.

Die AfD sei eine »modernisierte, neue Form der NPD«, betont die Amadeu Antonio Stiftung.

Das Agieren der AfD unter anderem in Landtagen und Kommunalvertretungen führe inzwischen auch dazu, dass Verwaltungen zurückhaltender mit Anträgen aus der Zivilgesellschaft umgingen, sagte Reinfrank. Auf diese Weise werde Druck auf die Antragsteller ausgeübt. Zu den bekannteren Beispielen gehöre die Absage eines Konzerts mit der Band »Feine Sahne Fischfilet« durch die Bauhaus-Stiftung in Dessau im vergangenen Jahr.

BRANDENBURG In der Öffentlichkeit müsse deutlich gemacht werden, dass die AfD keine Partei wie andere Parteien sei, forderte Reinfrank: »Die AfD hat zum Rundumschlag gegen alle ausgeholt, die die Demokratie verkörpern.«

Problematisch sei vor dem Hintergrund derzeit, dass die AfD im Landtagswahlkampf in Brandenburg in den Medien zum Teil wie eine normale Partei behandelt werde. In Sachsen und Brandenburg wird am 1. September, in Thüringen am 27. Oktober ein neuer Landtag gewählt.

Schulleitungen sollten sicherstellen, dass das Verbot von Parteiwerbung an Schulen eingehalten wird.

In den Handlungsempfehlungen der Amadeu Antonio Stiftung unter dem Titel »Demokratie in Gefahr« heißt es unter anderem, Schulleitungen sollten sicherstellen, dass das Verbot von Parteiwerbung an Schulen eingehalten wird. Bei Veranstaltungen mit Vertretern demokratischer Parteien könne darauf hingewiesen werden, dass die AfD zwar demokratisch gewählt sei, aber undemokratische Positionen der Ungleichwertigkeit vertrete, denen Schulen keine Bühne bieten müssten.

KLARSTELLUNGEN Auch wenn Vorwürfe Rechtsradikaler gegen zivilgesellschaftliche Akteure oft keine Grundlage hätten, könnten sie das öffentliche Bild der Organisation negativ beeinflussen, heißt es weiter in den Handlungsempfehlungen. Deswegen sei es auch sinnvoll, angemessen auf Vorwürfe und Negativkampagnen zu reagieren und sie durch Klarstellungen auch auf Social-Media-Kanälen zu entkräften.

Wichtigstes Mittel »gegen die Inszenierungen der AfD in und außerhalb des Parlaments« sei es, eigene Themen, das eigene Gesellschaftsbild sowie demokratische und pluralistische Überzeugungen offensiv zu vertreten, heißt es weiter.

Es müsse deutlich gemacht werden, dass demokratische Mindeststandards nicht verhandelbar seien sowie Minderheiten- und Menschenrechte geschützt werden müssten. Wichtig sei zudem, sich mit Akteuren, die von der AfD attackiert werden, zu solidarisieren.  epd

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Nahost

Netanjahu nach Washington abgereist - Treffen mit Trump 

Der israelische Regierungschef trifft den US-Präsidenten zum dritten Mal in sechs Monaten. Die Beziehungen sind eng. Mit Blick auf den Nahen Osten knüpfen sich an den Besuch große Erwartungen

 06.07.2025

Politik

AfD will im Bundestag »gemäßigt« auftreten

Die rechtsextreme Partei will sich im Parlament weniger krawallig präsentieren und beschließt dafür einen Verhaltenskodex

 06.07.2025

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025

Meinung

Israel, Iran und das Völkerrecht

Die Präventivschläge Israels gegen das Atomprogramm der Mullahs verstießen nicht gegen das Völkerrecht, sondern waren ebenso notwendig wie angemessen

von Daniel Neumann  06.07.2025

Westjordanland

Kritik nach Angriff auf Deutsche-Welle-Mitarbeiter

Eine Korrespondentin und ein Kameramann wurden am Freitag von radikalen Siedlern mit Steinen beworfen

 06.07.2025

Interview

Antisemitismusforscher: »Seit dem 7. Oktober gibt es eine Mobilisierung gegen Juden«

Günther Jikeli über die Auswirkungen des 7. Oktober 2023 auf die deutsche Gesellschaft, israelfeindliche Proteste an Hochschulen und Defizite in der Wissensvermittlung

von Pascal Beck  06.07.2025

Nuklearprogramm

Atominspektoren der IAEA verlassen den Iran

Nach dem Krieg mit Israel setzt Teheran weiter auf Konfrontation mit der Internationalen Atomenergiebehörde

 05.07.2025

Extremismus

BSW-Chefin Wagenknecht will Brandmauer zur AfD einreißen 

Gespräche zwischen BSW und AfD? Landespolitiker in Thüringen haben es vorgemacht. Selbstverständlich sei das auch auf Bundesebene möglich, sagen beide Seiten

von Torsten Holtz  04.07.2025

Meinung

Der falsche Feind

Warum der deutsche Pazifismus blind für die Realitäten in Nahost ist – und deshalb moralisch Schiffbruch erleiden muss

von Mirna Funk  06.07.2025 Aktualisiert