Geschichte

Adenauer und die Juden

Ben Gurion und Adenauer im Waldorf Astoria New York, März 1960 Foto: dpa

Ein Gipfeltreffen im 35. Stock des New Yorker Hotels Waldorf Astoria: Am 14. März 1960 reichen sich zwei alte Männer die Hände zur Versöhnung. Das Bild, das an diesem Tag um die Welt geht, zeigt den israelischen Premierminister David Ben Gurion und den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer, der eine 73, der andere 84 Jahre alt.

Es gibt wohl kein symbolträchtigeres Bild der Aussöhnung als das der beiden Repräsentanten von Opfer- und Täternation, die sich freundlich die Hände schütteln.

ZÄH Vorausgegangen waren zähe Verhandlungen über die sogenannte »Wiedergutmachung«, die im Luxemburger Abkommen schon 1952 ihr erstes Ergebnis gezeitigt hatten. In den folgenden Jahren intensivierten sich die Wirtschaftsbeziehungen und die militärische Zusammenarbeit zwischen Israel und der Bundesrepublik.

Obwohl in der Nazi-Zeit verfolgt, integrierte Adenauer auch Alt-Nazis und Mitläufer bewusst in den Staat.

So kam es zum Zeitpunkt des Treffens im Waldorf Astoria auch zu Gesprächen zwischen dem Bonner Verteidigungsminister Franz Josef Strauß und dem stellvertretenden israelischen Verteidigungsminister Schimon Peres, die bereits seit Jahren miteinander Kontakt pflegten. Diplomatische Beziehungen zwischen den beiden Ländern wurden jedoch erst 1965 aufgenommen.

PERSÖNLICH Das persönliche Verhältnis zwischen Adenauer und Ben Gurion hatte seinen Anteil an dieser neuen Partnerschaft. Die beiden hatten einen gemeinsamen Erfahrungshorizont. Sie waren Söhne von Juristen, hatten ihre prägenden Erlebnisse vor dem Ersten Weltkrieg und wurden – jeder auf seine Weise – von den Nationalsozialisten aus der Bahn geworfen.

Ihre große politische Karriere als Staatsmänner begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie regierten ihre Staaten fast zeitgleich von deren Gründung Ende der 40er-Jahre bis 1963.

Nur Ben Gurion besaß die Autorität, gegen den erbitterten Widerspruch vieler Israelis zu behaupten: »Das Deutschland von heute ist nicht das Deutschland von gestern.« Männer von gestern waren zu diesem Zeitpunkt allerdings noch stramm um Adenauer geschart.

»Man schüttet kein dreckiges Wasser aus, wenn man kein reines hat«, argumentierte Adenauer.

Sein enger politischer Gefährte, der Staatssekretär im Kanzleramt Hans Globke, hatte seinerzeit die Kommentare zu den Nürnberger Gesetzen geschrieben, sein Vertriebenenminister Theodor Oberländer, Teilnehmer am Münchener Hitlerputsch 1923, war in der nationalsozialistischen Ostforschung aktiv gewesen und musste wenige Monate nach dem Treffen im Waldorf Astoria von seinem Ministeramt zurücktreten, als seine Vergangenheit publik wurde.

Die beiden großen alten Männer sollten sich noch einmal wiedersehen, als Privatleute. Im Mai 1966 besuchte Adenauer Ben Gurion in seinem Kibbuz Sde Boker. Weniger als ein Jahr später starb er.

Thüringen

Verfassungsschutzchef warnt vor islamistischen Anschlägen gegen jüdische und israelische Einrichtungen

Kramer: Wir müssen davon ausgehen, dass die Hemmschwelle weiter sinken wird, auch gewalttätig zu werden

 13.06.2025

Gerhard Conrad

»Regime Change im Iran wäre noch wichtiger als die Zerstörung der Atomanlagen«

Der Ex-BND-Geiselunterhändler und Nahostexperte zum israelischen Militärschlag gegen den Iran und die Konsequenzen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  13.06.2025

Gespräch

Beauftragter Klein: Kirche muss Antijudaismus aufarbeiten

Der deutsche Antisemitismusbeauftragte Felix Klein kritisiert die Heiligsprechung des Italieners Carlo Acutis. Ihm geht es um antijüdische Aspekte. Klein äußert sich auch zum christlich-jüdischen Dialog - und zum Papst

von Leticia Witte  13.06.2025

Schlag gegen Iran

Ein notwendiger Schritt

Israel hat alles Recht der Welt, sich gegen das iranische Atomprogramm zu wehren. Teheran darf niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Ein Kommentar von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  13.06.2025

Angriff auf Iran

Dobrindt hält Israels Angriff für richtig

Die Operationen seien Israels Sicherheit dienlich, sagt der deutsche Innenminister. Die Sicherheitsbehörden wappnen sich für mögliche Folgen in Deutschland

 13.06.2025

Bundesregierung

»Das Ziel muss sein, dass Iran keine Nuklearwaffen entwickelt.«

Regierungssprecher Stefan Kornelius äußerte sich in Berlin zum israelischen Angriff auf Ziele im Iran und dem Recht Israels auf Selbstverteidigung

 13.06.2025

Schlag gegen Iran

Israelische Botschaften geschlossen

Der Krieg zwischen Israel um dem Iran hat Folgen in Berlin und anderen Hauptstädten. Die diplomatischen Vertretungen des jüdischen Staates arbeiten aus Sicherheitsgründen nicht

 13.06.2025

USA

Trump droht Iran mit »noch brutaleren Angriffen«

Nach den Angriffen Israels hat Präsident Donald Trump das Regime in Teheran aufgefordert, jetzt einem neuen Atomdeal zuzustimmen

 13.06.2025

Iran

Kronprinz Pahlavi will Sturz von Chamenei

Reza Pahlavi ruft zu Straßenprotesten und landesweiten Streiks in der Islamischen Republik auf

von Nicole Dreyfus  13.06.2025