Frederik Schindler

Zeit für eine neue deutsche Iran-Politik

»Welt«-Redakteur Frederik Schindler Foto: HC Plambeck für WELT

Das »zionistische Regime« werde keine 25 Jahre lang mehr existieren, verkündete Irans oberster Führer Ajatollah Chamenei 2015. Seitdem läuft auf dem Palästina-Platz in Teheran ein digitaler Countdown bis zur vermeintlichen Zerstörung Israels herunter. Vernichtungsdrohungen des islamistischen Regimes gegen den jüdischen Staat sind also nichts Neues. Der direkte Angriff auf Israel stellt dennoch eine neue Eskalation dar.

Deutschland sollte den Angriff zum Anlass für eine Zeitenwende in der Iran-Politik nehmen. Es muss endlich Schluss damit sein, Vertreter der Islamischen Republik in Deutschland auf roten Teppichen zu hofieren. Das Mullah-Regime muss noch härter sanktioniert werden. Als größter Handelspartner des Iran in Europa hat Deutschland ein starkes Druckmittel gegen das Regime. Ökonomischer Druck ist notwendig, damit eine iranische Atombombe verhindert und die Vernichtungsdrohungen gegen Israel sowie die brutale Unterdrückung der iranischen Bevölkerung zumindest eingehegt werden können.

Die Auslandsvertretungen des Regimes sollten geschlossen werden. Sie sind keine normalen Botschaften. In Europa wurden aus ihnen heraus immer wieder Terroranschläge geplant und Exiliraner ausspioniert. Die Regimevertreter stellen eine Gefahr für exiliranische Oppositionelle, Israelis, Juden und die innere Sicherheit dar und sollten ausgewiesen werden. Gleiches gilt für das Islamische Zentrum Hamburg, den wichtigsten Außenposten des Iran in Europa.

Die demokratische und säkulare Oppositionsbewegung hat hingegen jede Unterstützung verdient. Auch in Deutschland müssen Exiliraner besser vor den Schergen des Regimes geschützt werden. Für iranische Menschenrechtsverbrecher darf Deutschland kein sicherer Hafen sein. Oppositionelle, die vor dem islamistischen Regime fliehen mussten, brauchen unseren Schutz.

Der Autor ist Politik-Redakteur der »Welt« und »Welt am Sonntag«.

Meinung

Macrons wahres Kalkül

Der jüdische Staat hat im Moment eine wichtige Aufgabe: sich zu verteidigen. Sonst existiert Israel bald nicht mehr

von Nicole Dreyfus  09.10.2024

Meinung

Das Tremolo der Besserisraelis

Friedensengel Nasrallah, Kriegstreiber Netanjahu? Die Berichterstattung ist allzu oft nicht gerecht

von Michael Thaidigsmann  07.10.2024

Standpunkt

Aufgeben ist keine Option

Der 7. Oktober wird für die jüdische Gemeinschaft und alle Demokraten ewige Gegenwart sein, meint Alon Meyer

von Alon Meyer  07.10.2024

Nahost

Die Rede, die Annalena Baerbock halten sollte (aber leider nie halten wird)

Liebe Landsleute, liebe Freunde in Israel, ...

von Frank Schmiechen  07.10.2024

Meinung

Doppelte Standards, verkehrte Welt

Warum werden an israelische und jüdische Opfer von Gewalt andere Maßstäbe angelegt?

von Jacques Abramowicz  02.10.2024

Kommentar

Die Mullah-Diktatur nicht davonkommen lassen

Nachdem die Hisbollah-Führung ausgeschaltet und ihr Raketenvorrat dezimiert ist, könnte Israel gegen Irans Atomwaffenprogramm vorgehen, meint Saba Farzan

von Saba Farzan  01.10.2024

Meinung

Cem Özdemir, Diskursganoven und worüber eben doch gesprochen werden sollte

Ein Gastbeitrag von Rebecca Schönenbach

von Rebecca Schönenbach  01.10.2024

Meinung

Warum Israel auf eine Bodenoffensive verzichten sollte

Die Hisbollah ist militärisch geschwächt. Israel sollte jetzt auf diplomatische Mittel setzen, findet unser Gastautor

von Peter R. Neumann  30.09.2024

Analyse

In Österreich schlägt die Stunde des Bundespräsidenten

Der Alpenrepublik stehen turbulente Zeiten bevor

von Stefan Schocher  30.09.2024