Tobias Kühn

Wagenknechts rotbrauner Humus

Tobias Kühn Foto: Gregor Matthias Zielke

Tobias Kühn

Wagenknechts rotbrauner Humus

Der israelbezogene und anti-imperialistische Antisemitismus ist Teil der Identität des BSW

von Tobias Kühn  14.11.2024 09:33 Uhr

Vergangene Woche hat der Bundestag eine Resolution gegen Antisemitismus beschlossen. In der Erklärung appelliert das Parlament an Bund, Länder und Kommunen, keine Projekte und Vorhaben mit antisemitischen Zielen und Inhalten zu fördern. »Nie wieder ist jetzt: Jüdisches Leben in Deutschland schützen, bewahren und stärken« – so der Titel der Resolution.

Union, SPD, Grüne, FDP und AfD stimmten der Resolution zu. Die Linke enthielt sich, das BSW votierte dagegen. Dass die AfD zustimmte, verwundert wenig, stellt doch die Resolution einen Zusammenhang zwischen Zuwanderung und Antisemitismus her.

Ebenso wenig verwundert es, dass das Bündnis der Linkspopulistin Sahra Wagenknecht die Resolution ablehnte. Das Abstimmungsverhalten zeigt, dass der israelbezogene und anti-imperialistische Antisemitismus anscheinend Teil der Identität des BSW ist – immer wieder auch mit einem Hang zu Verschwörungserzählungen.

Die Parteichefin Sahra Wagenknecht raunt von »übermächtigen Finanzkonzernen«.

So suggerierte der einstige Linken-Chef Klaus Ernst, seit Januar BSW-Mitglied, einen Tag nach der Abstimmung im Bundestag, in einem Beitrag auf »X«, die Gewalt nach dem Europa-League-Spiel in Amsterdam sei ausschließlich von israelischen Hooligans ausgegangen. Er raunte: »Auch der israelische Geheimdienst soll unter den Randalierern gewesen sein.« Wann werde »klar und deutlich die Wahrheit berichtet?«, fragt er und fordert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf, sich für die angeblichen Fake News zu entschuldigen.

Da konnte Sevim Dağdelen, Sprecherin für Außenpolitik der Gruppe BSW, am Vortag im Bundestag noch so sehr behaupten, der Schutz jüdischen Lebens in Deutschland hätte zentrale Bedeutung für ihre Partei – das nimmt dem BSW niemand ab.

Im Gegenteil. Parteichefin Sahra Wagenknecht spaltet die Gesellschaft. Sie geriert sich als Anwältin der vermeintlich Zu-kurz-Gekommenen, schürt Neid und Hass. Mit ihrer anti-amerikanischen Grundhaltung und dem Geraune von »übermächtigen Finanzkonzernen« fördern Wagenknecht und ihr vermeintlich rotes Bündnis als dunkelbrauner Humus die Verbreitung von Judenhass in diesem Land.

kuehn@juedische-allgemeine.de

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025