Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Jan Feldmann Foto: Andreas Wenzel

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025 13:39 Uhr

Am ersten Chanukka-Abend, am 14. Dezember 2025, wurden in Sydney am Bondi Beach bei »Chanukah by the Sea« 15 Menschen ermordet, mehr als 40 weitere verletzt. Es war ein Terrorangriff – gezielt gegen Jüdinnen und Juden.

In solchen Momenten dürfen wir nicht nur in Zahlen sprechen. Wir müssen Namen nennen. Denn hinter jedem Namen steht ein Leben. Eine ganze Welt. Ein Universum.

Matilda, zehn Jahre alt – ein Kind, von seiner Familie als fröhlich und liebevoll beschrieben.

Chabad-Gesandter Rabbi Eli Schlanger – Gemeindemensch, Helfer, Vater.

Alexander Kleytman – Holocaust-Überlebender, der als Kind überlebte und in Australien ein neues Leben begann.

Peter Meagher – ehemaliger Polizist, jahrzehntelang ehrenamtlich im Rugby engagiert, das »Herz und die Seele« seines Clubs.

Auch wenn es manchmal schwerfällt, daran zu glauben: Das Licht wird am Ende über der Dunkelheit siegen.

Dan Elkayam – ein junger Mann, Fußballer, talentiert und beliebt.

Reuven Morrison – tief verbunden mit der jüdischen Gemeinschaft, zwischen Melbourne und Sydney zuhause.

Rabbi Yaakov Levitan – in Sydney als Gemeindefunktionär bekannt.

Tibor Weitzen – laut Berichten tödlich getroffen, als er seine Frau schützte.

Und Marika Pogany.

Da ist ein weiterer Name, der in dieser Dunkelheit wie ein Gegenlicht steht: der Held von Sydney, Ahmed al-Ahmed – der Mann, der einen Terroristen entwaffnete, weitere Leben rettete und dabei selbst verletzt wurde.

Lesen Sie auch

Chanukka begleitet uns acht Tage lang. Und ja: In solchen Momenten über Licht zu sprechen, fällt schwer, ohne dass es wie eine Floskel klingt. Doch Chanukka ist keine Naivität. Chanukka ist Widerstandskraft. Das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Unsere Antwort darauf ist kein Schweigen – und kein Hass.

Unsere Antwort ist Leben.

Unsere Antwort ist, dass wir Kerzen anzünden. Dass wir »Al HaNissim« und »Maoz Tzur« singen. Dass Latkes in der Pfanne brutzeln und süße Sufganiyot geteilt werden. Dass jüdisches Leben weltweit nicht verstummt – und dass die Chanukkiot in den Fenstern ihr Licht in die Welt tragen.

Auch wenn es manchmal schwerfällt, daran zu glauben: Das Licht wird am Ende über der Dunkelheit siegen. Daran glaube ich fest.

Chanukka Sameach.

feldmann@juedische-allgemeine.de

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  18.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Charlotte Knobloch

Pessimismus können wir uns nicht leisten

Nach dem Terror in Sydney fragen sich auch Juden hierzulande erneut: Wohin? Deutschland hat bewiesen, dass es jüdischen Menschen eine Heimat sein kann und will, meint die Münchner Gemeindechefin

von Charlotte Knobloch  15.12.2025