Frank Müller-Rosentritt

UN: Deutschland muss klare Position beziehen

Frank Müller-Rosentritt Foto: Chris Hartung

Frank Müller-Rosentritt

UN: Deutschland muss klare Position beziehen

Die Bundesrepublik sollte sich jenen Demokratien gegenüber besonders sensibel und solidarisch zeigen, die politisch motivierten Verzerrungen zum Opfer fallen

von Frank Müller-Rosentritt  06.04.2021 08:43 Uhr

Im April 2018 forderte der Deutsche Bundestag die Bundesregierung auf, »Israel und legitime Interessen Israels in internationalen Organisationen vor einseitigen Angriffen zu schützen«. Passiert ist seitdem wenig. Im Gegenteil: Die Instrumentalisierung gerade der Vereinten Nationen (UN) als Forum für antiisraelische Propaganda hält an.

Seit 2015 hat die UN-Generalversammlung Israel in 112 Resolutionen kritisiert. Zu Nordkorea gab es ganze sechs Resolutionen, zu Syrien acht und zu China keine. Mit Russland hat sich das Gremium immerhin zwölfmal befasst.

HANDLUNGSWILLEN Dass es hier an Objektivität und ehrlichem Handlungswillen mangelt, ist offensichtlich. Doch stimmt Deutschland im UN-Menschenrechtsrat weiterhin regelmäßig mit autoritären Regimen wie Eritrea, Libyen, dem Sudan oder Venezuela für Resolutionen, in denen Israel Menschenrechtsverstöße vorgeworfen werden.

Der Rat befasst sich regelmäßig unter einem eigenen Tagesordnungspunkt mit Israels angeblichen Verbrechen: Dieses undankbare Privileg kommt keinem anderen Land zu. Nach Hinweisen auf chinesische Umerziehungslager etwa sucht man vergeblich.

Als Entsendeinstitution verfügt der Menschenrechtsrat über große Macht, Arbeitsergebnisse von vornherein festzulegen. Der UN-Sonderberichterstatter über die Menschenrechtslage in den besetzten palästinensischen Gebieten darf laut seines Mandats nur Verstöße seitens Israels untersuchen. Die Palästinensische Autonomiebehörde ist vor unangenehmen Fragen geschützt.

Die Welt ist auf die UN dringender denn je angewiesen. Wir sollten deshalb ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit fördern.

Der Fall William Schabas, der 2015 als Vorsitzender der Untersuchungskommission über Kriegsverbrechen während des Gaza-Krieges zurücktrat, nachdem seine Beratertätigkeit für die PLO bekannt wurde, ist nur die Spitze des Eisbergs.

STRATEGIE Diese Strategie ist so durchsichtig wie erfolgreich. In regelmäßigen Abständen gelangen Worte wie »Kriegsverbrechen« und »Menschenrechtsverstöße« in die Israel-Überschriften weltweiter Medien. Dass die Arbeit des Rates wenig mit der Realität zu tun hat und extrem einseitig ist, dringt dagegen kaum durch.

Die Welt ist auf die UN dringender denn je angewiesen. Wir sollten deshalb ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit fördern. Die Bundesrepublik sollte sich daher jenen Demokratien gegenüber besonders sensibel und solidarisch zeigen, die politisch motivierten Verzerrungen zum Opfer fallen. Dass Deutschland gegenüber Israel eine besondere Verantwortung trägt, sollte dabei eigentlich selbstverständlich sein.

Der Autor ist FDP-Politiker und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages.

Meinung

Amichai Chikli: Ein Minister gegen die Diaspora

Statt die Beziehungen zu den Juden außerhalb Israels zu pflegen, gefährdet der Diasporaminister diese. Jüngstes Beispiel: Auf Einladung des Likud-Politikers besucht derzeit der britische Rechtsextremist Tommy Robinson den jüdischen Staat

von Ruben Gerczikow  16.10.2025

Kommentar

Europa ist im Nahen Osten bedeutungsloser denn je

Während die USA unter Präsident Donald Trump keinen Zweifel darüber haben aufkommen lassen, wo es steht, hat Europa komplett versagt

von Daniel Neumann  13.10.2025

Meinung

Jetzt kann das Herz heilen

In ganz Israel erhebt sich an diesem historischen Tag die Erleichterung wie ein kollektiver tiefer Atemzug – teils Seufzer, teils Schluchzen, teils freudiger Gesang

von Sabine Brandes  13.10.2025

Meinung

Neues Semester, alter Antisemitismus?

Seit zwei Jahren sind deutsche Hochschulen keine sicheren Orte mehr für jüdische Studierende. Es wird viel Mühe kosten, diese Entwicklung zurückzudrehen

von Ron Dekel  13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

 12.10.2025

Kommentar

Deutschland braucht Israels Geheimdienste, Herr Wadephul

Der Außenminister behauptet in einem Interview, die Bundesregierung sei nicht auf Erkenntnisse israelischer Spionagedienste angewiesen. Mit dieser Falschaussage riskiert er das Leben vieler Menschen in Europa

von Remko Leemhuis  11.10.2025 Aktualisiert

Meinung

Warum die Netanjahu-Hasser die ganze Zeit falsch lagen

Wir sollten jenen danken, die eine Rückkehr der restlichen Hamas-Geiseln ermöglicht haben – egal wie unpopulär dies im Fall des israelischen Ministerpräsidenten sein mag

von Imanuel Marcus  10.10.2025

Meinung

Das peinliche Schweigen der Linkspartei zu Trumps Gazadeal

Die Reaktion der Linken auf das absehbare Ende des Kriegs ist ein Offenbarungseid. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Partei den Konflikt mehr braucht als den Frieden

von Jessica Ramczik  10.10.2025

Meinung

Außen hui, innen pfui: Trumps Umgang mit den Juden

Während sich der US-Präsident um die Juden in Israel verdient macht, leidet die jüdische Gemeinschaft im eigenen Land unter seiner autoritären Innenpolitik. Das sollte bei aller Euphorie über den Gaza-Deal nicht vergessen werden

von Joshua Schultheis  09.10.2025