Yael Dinur

Tierwohl: Zeit zur Umkehr

Yael Dinur Foto: Andreas Burmann

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind wir gezwungen, unsere Lebensweise umzustellen und anzupassen. Das Virus entstand wohl auf einem sogenannten »wet market«, wo Tiere beim Verkauf vor Ort geschlachtet werden. Wie bei anderen Virusepidemien der vergangenen Jahre – BSE, Vogel- und Schweinegrippe – zeigt sich auch jetzt wieder: Die Tatsache, dass der Mensch Fleisch in riesigen Mengen verzehrt, ist ein Brandbeschleuniger.

Werden wir also jetzt unser Verhalten ändern? Oder machen wir nach der Krise genauso weiter wie zuvor? Studien zeigen, in welchem Maße die Fleischproduktion zur Erderwärmung beiträgt. Wollen wir künftigen Generationen wirklich eine Welt hinterlassen, in der es zu warm zum Leben ist?

MITEINANDER Dieses Thema gehört zu jenen, die wir im neuen Jahr verstärkt in den Blick nehmen sollten. Denn das Judentum stellt uns immer wieder in ethischen Fragen des Miteinanders auf den Prüfstand. Das gilt auch im Hinblick auf lebende Tiere. So haben etwa am Schabbat nicht nur Menschen Anspruch auf einen Ruhetag, unser Vieh hat ihn auch.

Die Tora will, dass wir über unser Verhältnis zu Tieren nachdenken, dass wir ihnen gegenüber empathisch sind. Ich behaupte nicht, dass das Judentum uns dazu verpflichtet, Vegetarier oder Veganer zu werden.

Wollen wir künftigen Generationen wirklich eine Welt hinterlassen, in der es zu warm zum Leben ist?

Natürlich kann jeder genügend Bibelstellen zitieren, um seine individuellen Ansichten in Bezug auf das Thema Fleisch zu untermauern. Aber das Judentum ist eine Religion, die uns einlädt innezuhalten – insbesondere vor Jom Kippur.

ALLTAG Ja, wir lieben unsere Haustiere und zeigen ihnen das auch. Aber was ist mit den vielen anderen Tieren, die genauso intelligent sind und ebenfalls Schmerzen empfinden, die wir aber im wahrsten Sinne des Wortes nur zum Fressen gern haben? Fragen wir uns dann nicht mehr, wie die glücklichen Kühe und die Hühner, die in der Werbung und auf den Verpackungen abgebildet sind, tatsächlich leben?

Die Corona-Pandemie, diese historische Krise, sollte uns vor Augen führen, dass wir etwas ändern können und müssen – und zwar in unserem Alltagsverhalten. Auch wenn es nur vermeintliche Kleinigkeiten sind.

Die Autorin arbeitet bei »BINA: The Jewish Movement for Social Change«.

Meinung

Moralische Bankrott-Erklärung beim »Spiegel«

Das Magazin betreibt mit dem Artikel »Verpanzerte Herzen« antisemitische Stimmungsmache. Eine Erwiderung

von Esther Schapira  14.03.2024

Meinung

Javier Milei untergräbt den Kampf gegen Antisemitismus

Der argentinische Präsident geriert sich als Israelfreund und stoppt gleichzeitig Projekte gegen Judenhass

von Monty Ott  14.03.2024

Oleg Shevchenko

Mit Nazis spricht man nicht

Ausgerechnet am Jahrestag der Befreiung der KZs Buchenwald und Mittelbau-Dora soll Björn Höcke die ganz große Bühne für sein brandgefährliches Weltbild bekommen

von Oleg Shevchenko  14.03.2024

Canan Topçu

Erdoğans Israel-Hetze als Wahlkampftaktik

Dass das Oberhaupt eines Nato-Staates folgenlos Lügen verbreitet und ungehemmt Fakten verfälscht, hat nichts mit Unkenntnis von Geschichte, sondern mit politischem Kalkül zu tun

von Canan Topçu  13.03.2024

Israel/Gaza

Kaya Yanar, hören Sie endlich auf, antisemitische Narrative zu verbreiten!

Ein Abschiedsbrief

von Nicole Dreyfus  12.03.2024

Kommentar

Judith Butler ist nicht irgendwer

Warum die Aussagen der amerikanischen Philosophin zum 7. Oktober und zur Rolle der Hamas brandgefährlich sind

von Laura Cazés  11.03.2024

Sima Purits

Eine bessere Zukunft gestalten

Gemeinschaft spielt eine große Rolle, auch wenn wir Individuen sind. Nur so können wir Hindernisse überwinden

von Sima Purits  07.03.2024

Ayala Goldmann

Mehr Hilfe für Gazas Kinder

Bei aller berechtigten Wut auf die Terroristen: Da Israel Gaza militärisch zumindest teilweise kontrolliert, ist der jüdische Staat für die Versorgung der dortigen Zivilbevölkerung mitverantwortlich

von Ayala Goldmann  07.03.2024

Tobias Kühn

Kunstszene: Blindheit ist heilbar

Der Kunstbetrieb sieht das Leid der Menschen in Gaza. Aber er sieht nicht das Leid der israelischen Geiseln, die in den Tunneln der Hamas festgehalten, vergewaltigt und gequält werden

von Tobias Kühn  06.03.2024