Matthias Meisner

Statistik mit Schwachstellen

Es ist problematisch, dass die anwachsende politisch motivierte Kriminalität nicht klar eingeordnet wird

von Matthias Meisner  12.05.2022 08:34 Uhr

Matthias Meisner Foto: Dora Meisner

Es ist problematisch, dass die anwachsende politisch motivierte Kriminalität nicht klar eingeordnet wird

von Matthias Meisner  12.05.2022 08:34 Uhr

Die Sicherheitsbehörden tun sich schwerer mit den Schubladen: Waren es Rechtsradikale oder Linksextremisten? Immer häufiger gibt es die Kategorie »weiß nicht«, auch wenn sie offiziell nicht so heißt: Fast 40 Prozent der Straftaten der politisch motivierten Kriminalität (PMK) werden vom Bundeskriminalamt nicht mehr den klassischen Bereichen der politisch rechts oder politisch links motivierten Delikten zugeordnet, mehr als 21.000 von insgesamt gut 55.000 Straftaten.

Die PMK-Zahlen sind alarmierend: Es gibt einen Anstieg binnen eines Jahres um 23 Prozent, die meisten Fälle wurden im »Phänomenbereich rechts« registriert. Die Zahl der Gewalttaten stieg um 16 Prozent auf fast 4000. Maßgeblich geht der Anstieg auf die Corona-Proteste zurück: Angriffe gegen Kommunalpolitiker, Aufmärsche vor deren Privathäusern, Drohungen gegen Wissenschaftlerinnen, Medienleute und viele mehr.

pandemie Tote gab es in Idar-Oberstein und in Brandenburg. Und immer wieder Antisemitismus: Ungefähr die Hälfte aller antisemitischen Straftaten – sie stiegen um 29 Prozent auf mehr als 3000 – wurde im Zusammenhang mit der Pandemie begangen. Als »auffällig« bewerten die Behörden aber auch den islamisch geprägten Antisemitismus.

Als »auffällig« bewerten die Behörden auch den islamisch geprägten Antisemitismus.

Dass es eine Unsicherheit bei der Einordnung vieler politisch motivierter Straftaten gibt, ist problematisch, wie die Opferberatungsstellen zu Recht hervorheben. Viele Rechtsextreme sind bei den »Querdenkern« untergekommen. Die behördliche Statistik aber weist das nicht aus.

radikalisierung Die Gefahren, die von einer solchen Mobilisierung ausgehen, werden so verkleistert: das antidemokratische und menschenverachtende Gedankengut, eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft, die Radikalisierung von Teilen der bürgerlichen Mitte.

Und keiner sollte vermuten, dass das Ende aller Corona-Maßnahmen das Aus der verschwörungsideologischen Netzwerke zur Folge hat. Die Themensuche hat – zwischen Ukraine-Krieg und Klimakrise – längst begonnen.

Der Autor ist freier Journalist in Berlin.

Kommentar

Die UNRWA ist Teil des Problems - und nicht seine Lösung

Die UNRWA ist Geschichte. So wollte es eine breite Mehrheit in der Knesset. Dieser Schritt war überfällig, berechtigt - und dennoch falsch. Zumindest jetzt

von Georg M. Hafner  12.12.2024

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024

Meinung

Papst Franziskus, Jesus und ein gefährliches Manöver

Die Kirche rüttelt an ihrem eigenen fragilen Fundament, wenn dem Juden Jesus seine Herkunft, seine Abstammung und seine Identität abgesprochen werden

von Daniel Neumann  11.12.2024

Meinung

Syrien und die verfrühte Freude des Westens über den Sieg der Islamisten

Ein Gastkommentar von Ingo Way

von Ingo Way  11.12.2024

Meinung

PEN Berlin war kurz davor, auf der Seite der Feinde Israels zu stehen

Nur knapp konnte verhindert werden, dass die Schriftstellervereinigung eine Resolution annahm, die von glühender »Israelkritik« geprägt war

von Stefan Laurin  10.12.2024

Meinung

Der Papst und sein einseitiges Mitgefühl für Judenfeinde

Das Jesus-Kind in ein Palästinensertuch einzuwickeln zeigt, dass der Vatikan seine Tradition verleugnet, um im Nahostkonflikt Partei zu ergreifen

von Maria Ossowski  10.12.2024

Meinung

Amnesty, Israel und die »Untermenschen«

Die Verleumdung Israels durch die Menschenrechtsorganisation ist einmal mehr beispiellos. Ein Kommentar von Wolf J. Reuter

von Wolf J. Reuter  10.12.2024

Kommentar

Vor den Messern der Islamisten sind wir alle gleich

Dastan Jasim warnt vor dem einseitigen Blick deutscher Experten auf Syrien

von Dastan Jasim  09.12.2024