Danil Simkin

Rente darf kein Almosen sein

Danil Simkin Foto: privat

Danil Simkin

Rente darf kein Almosen sein

Wenn es um Altersversorgung geht, sind die Zuwanderer plötzlich unerwünschte »Kontingentflüchtlinge«

von Danil Simkin  04.04.2019 09:59 Uhr

Der Bundestag hat im Februar debattiert, man kennt also in der Politik das Problem der Altersarmut jüdischer Zuwanderer. Doch das Wie der Debatte zeigt, dass wir von einer gerechten Altersversorgung meilenweit entfernt sind. Der Stolz auf das wieder blühende jüdische Leben in Deutschland, das man der Zuwanderung verdanke, ist nur in Sonntagsreden zu hören. Wenn es aber um die Renten geht, sind wir nur »Kontingentflüchtlinge«, keine Zuwanderer, keine Bereicherung.

Man verweist uns stattdessen auf die Sozialversicherungsabkommen mit Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Dabei betragen die dortigen Renten oft nur 90 bis 120 Euro für zwei Jahrzehnte Arbeit. Oder man verweist uns auf eine Fondslösung für Härtefälle. Doch viele Menschen, die nach Deutschland kamen, waren schon über 40 oder über 50 Jahre alt, sie haben ihr ganzes Leben gearbeitet, bemühten sich in Deutschland auch um Stellen, meist unter ihrer Qualifikation – und nun dürfen sie kein selbstbestimmtes Leben mehr führen? Nein, wir wollen keine Grundsicherung, die aus einer Fondslösung kommt. Das würde wie ein Almosen wirken.

Wir sind ja gekommen, weil man
uns wollte. Wir waren gut ausgebildet,
wir wollten hier mitanpacken.

FREMDRENTENGESETZ Die Mittel sollten von der Deutschen Rentenversicherung kommen, die ja auch Beiträge der jüngeren Generation jüdischer Zuwanderer erhält. Das sind unsere Kinder, vollkommen integriert, meist gut ausgebildet und berufstätig. Wenn das Fremdrentengesetz erweitert würde, könnten auch wir Zuwanderer in den »Generationenvertrag« eintreten, ohne jemandem etwas wegzunehmen. Wir sind ja gekommen, weil man uns wollte. Wir waren gut ausgebildet, wir wollten hier mitanpacken. Es gibt viele Gründe, die jüdische Zuwanderung nach Deutschland als eine historische Tatsache anzuerkennen, die gesetzlich geschützt ist und sich auch im Rentensystem ausdrückt.

Wir sind Deutschland für die Möglichkeit, hier leben und arbeiten zu dürfen, sehr dankbar. Aber die Art und Weise, mit der 1990 die Aufnahme der Zuwanderer als »Kontingentflüchtlinge« beschlossen wurde, sollte nicht im Rentenalter zur Falle werden!

Der Autor ist Sprecher der Bewegung jüdischer Zuwanderer »Rente statt Sozialhilfe«.

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025

Meinung

Die Abkehr des Kanzlers von der Staatsräson: Kein Grund zur Trauer

Der von Altkanzlerin Angela Merkel geprägte Begriff war schon immer vage. Es ist auch wesentlich leichter, wohlklingende Erklärungen abzugeben, als danach zu handeln. Friedrich Merz sollte endlich Taten folgen lassen

von Daniel Neumann  22.10.2025

Meinung

Warum ich Angst vor der politischen Linken habe

Dass Links bedeutet, sich für mit sozialem Gewissen für die Schwachen einzusetzen, gehört längst der Vergangenheit an

von Michel Ronen  20.10.2025

Israel

Warum ich meine gelbe Schleife nicht ablege

Noch immer konnten nicht alle Angehörigen von Geiseln Abschied von ihren Liebsten nehmen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.10.2025

Meinung

Das moralische Versagen der Linken

Wenn Antisemitismus offen auf der Straße marschiert, dann hört man aus den linken Reihen: nichts

von Nicole Dreyfus  17.10.2025

Meinung

Wenn plötzlich vom »Geiselaustausch« die Rede ist

Die Berichterstattung vieler Medien über den Gaza-Deal zeigt einmal mehr, was passiert, wenn journalistische Maßstäbe missachtet werden

von Jacques Abramowicz  17.10.2025

Meinung

Amichai Chikli: Ein Minister gegen die Diaspora

Statt die Beziehungen zu den Juden außerhalb Israels zu pflegen, gefährdet der Diasporaminister diese. Jüngstes Beispiel: Auf Einladung des Likud-Politikers besucht derzeit der britische Rechtsextremist Tommy Robinson den jüdischen Staat

von Ruben Gerczikow  16.10.2025

Kommentar

Europa ist im Nahen Osten bedeutungsloser denn je

Während die USA unter Präsident Donald Trump keinen Zweifel darüber haben aufkommen lassen, wo es steht, hat Europa komplett versagt

von Daniel Neumann  13.10.2025