Meinung

Rechtsextreme bleiben falsche Freunde

Nicole Dreyfus Foto: Claudia Reinert

Meinung

Rechtsextreme bleiben falsche Freunde

Mit Rechtsextremismus lässt sich kein Judenhass bekämpfen, schreibt unsere Redakteurin

von Nicole Dreyfus  19.03.2025 12:05 Uhr

Es fühlt sich an wie Verrat. Dass Israels aktuelle Regierung vor Rechtspopulismus nicht zurückschreckt, gehört zur Realität. Es verwundert auch nicht, dass Itamar Ben-Gvir wieder Teil dieser wird. Dass an der bevorstehenden Antisemitismus-Konferenz nächste Woche in Jerusalem rechtsextreme Politikerinnen und Politiker teilnehmen werden, ist jedoch ein neuer Tabubruch.

Immer mehr geladene Gäste haben deswegen mittlerweile konsequenterweise ihre Teilnahme abgesagt, so Großbritanniens Oberrabbiner Ephraim Mirvis, Antisemitismusforscher David Hirsh, Philosoph Bernard-Henri Lévy, der CDU-Politiker Armin Laschet, der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sowie Volker Beck, der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

Lesen Sie auch

Die Tagung sollte den Höhepunkt der »Diaspora-Woche« bilden. Stattdessen lenkt die Kontroverse über die Teilnahme umstrittener Politiker vom erklärten Schwerpunkt der Konferenz ab: der Bekämpfung von Antisemitismus und des weltweit besorgniserregenden Anstiegs judenfeindlicher Vorfälle nach dem 7. Oktober 2023.

Vor diesem Hintergrund dürfte Israels Regierung nicht mit rechtsextremen Kräften paktieren. Denn mit Rechtsextremismus lässt sich kein Judenhass bekämpfen.

Mit Rechtsextremismus lässt sich kein Judenhass bekämpfen.

Offenbar haben sich für Marine Le Pen und den Rassemblement National (RN) 18 Monate vorbehaltlose Unterstützung der israelischen Regierung gelohnt, um ihre »Entdämonisierung« zu bestätigen. Der RN nannte es eine »historische Einladung«.

Doch klar bleibt: Wer meint, die vermeintliche Allianz zwischen der extremen Rechten und Israel spiegele die Neuordnung der geopolitischen Landkarte wider, der verkennt, dass der Kampf gegen den Antisemitismus gegen alle Formen von Extremen geführt werden muss.

Rechtsextreme bleiben falsche Freunde, auch wenn sie sich gegen muslimische Fanatiker und extreme Linke positionieren. Israel sehnt sich nach Verbündeten – und würde gut daran tun, diszipliniert Distanz zu all jenen zu wahren, die seine Werte nicht teilen.

dreyfus@juedische-allgemeine.de

Lesen Sie auch

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seinem Israel-Besuch die enge Partnerschaft - und hofft auf konkrete Fortschritte bei Trumps Gaza-Plan

von Sara Lemel  06.12.2025

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  05.12.2025

Barcelona

Guinness World Records blockiert Bewerbungen aus Israel

Die israelische NGO Matnat Chaim will im kommenden Monat 2000 Nierenspender zusammenbringen. Dieser Rekord wird nicht registriert, da er im jüdischen Staat umgesetzt werden soll

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bezeichnet Korruptionsprozess als »politisch«

»Sie sind nicht an Gerechtigkeit interessiert, sie sind daran interessiert, mich aus dem Amt zu drängen«, so der Ministerpräsident

 05.12.2025

Luftfahrt

EasyJet plant Rückkehr nach Israel

Im Frühling geht es mit zunächst drei Verbindungen zwischen europäischen Städten und dem Ben-Gurion-Flughafen los

 05.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025