Katharine Woolrych

Pushbacks verstoßen gegen jüdische Werte

Katharine Woolrych Foto: privat

Katharine Woolrych

Pushbacks verstoßen gegen jüdische Werte

Auch und insbesondere Flüchtlinge verdienen Sicherheit, Gastfreundschaft und Chancen, ganz gleich, woher sie kommen

von Katharine Woolrych  15.08.2022 18:21 Uhr

Die Anschuldigungen gegen Frontex, den Grenzschutz der EU, wiegen schwer: Die EU-Betrugsbekämpfungsbehörde hat jüngst den Vorwurf erhoben, Frontex sei in »Pushbacks« verwickelt, das heißt, in Operationen, bei denen Asylbewerber aus dem EU-Gebiet abgeschoben werden, ohne dass ihr Schutzbedarf geprüft wird.

Pushbacks sind illegal, da sie Flüchtlingen die Chance verwehren, sich in Sicherheit zu bringen, und sie stattdessen einer möglichen Gefahr aussetzen. Zur Erinnerung: Es war eine Reaktion auf den Holocaust, dass das Recht, Asyl zu beantragen, im internationalen, regionalen und nationalen Recht verankert wurde. Trotzdem häufen sich die Berichte über die Rolle von Frontex bei Pushbacks.

humanitäre hilfe Die HIAS, 1881 als »Hebrew Immigrant Aid Society« gegründet, leistet in der ganzen Welt humanitäre Hilfe für Flüchtlinge aller Religionen, Ethnien und Hintergründe. Unsere Maßnahmen zur Unterstützung von Vertriebenen beruhen auf unserer mehr als 140-jährigen Erfahrung mit der Unterstützung von Juden, die vor Pogromen, Krieg und Völkermord fliehen mussten.

Für uns sind die Zurückweisungen an der EU-Außengrenze beunruhigend.

Für uns sind die Zurückweisungen an der EU-Außengrenze beunruhigend. Das Recht, Asyl zu beantragen, ist ein Druckmittel, das einen Fluchtweg aus Unterdrückung, Tyrannei und Verfolgung ermöglicht. Pushbacks höhlen diesen Schutz aus und untergraben die Rechte aller Minderheiten, einschließlich der Juden.

krieg in europa Leider sind brutale Konflikte und die Verfolgung von Minderheiten noch kein Phänomen der Vergangenheit. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass ein Krieg in Europa 13 Millionen Menschen in die Flucht treiben würde? Durch unsere humanitäre Arbeit in ganz Europa haben wir die Mobilisierung von Juden zur Aufnahme von Ukrainern aus erster Hand miterlebt.

Indem sie ihre Häuser und Herzen öffneten, haben die von uns unterstützten Gastgemeinden die jüdische Verpflichtung zur Aufnahme von Fremden verkörpert, die 36-mal in der Tora vorkommt. Es kann nicht oft genug betont werden: Auch und insbesondere Flüchtlinge verdienen Sicherheit, Gastfreundschaft und Chancen, ganz gleich, woher sie kommen.

Die Autorin ist Referentin bei der amerikanischen Nichtregierungsorganisation Hebrew Immigrant Aid Society (HIAS).

Meinung

Die Flucht der arabischen Juden

Einst lebten viele Juden in der muslimischen Welt. Es ist wichtig, an ihre persönlichen Geschichten von Exil und Mut zu erinnern

von Tair Haim  27.11.2025

Meinung

Die polnische Krankheit

Der Streit um einen Tweet der israelischen Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem zeigt, dass Polen noch immer unfähig ist, sich ehrlich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen

von Jan Grabowski  26.11.2025

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zu Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025