Achim Doerfer

Preis des Judenhasses

Achim Doerfer Foto: Mirko Plha

Zwei Preise, beide mit BDS-Verbindungen. Der Nelly-Sachs-Preis in Dortmund sollte an Kamila Shamsie vergeben werden, die BDS unterstützt – im letzten Moment zurückgezogen. Der Kunstpreis in Aachen soll, Stand jetzt, an Walid Raad gehen, der nicht bestreitet, dass er BDS unterstützt. Man hält es wie der Dachdecker. Der macht, was er will, weil dem Blick der unten Stehenden entzogen.

AFFRONT Bloß: Wir schauen hin. Wer denkt, die Unterstützung von BDS durch Preisträger gehe ihn als Juror nichts an, irrt. Das ist ein Affront gegen die deutschen Juden. Weil BDS ein Vehikel ist, ihnen das Leben schwer zu machen, und das geschieht vor dem Hintergrund des Klischees Juden = Israel. Ja, Israel ist für Juden ein besonderes Land. Aber hier geht es um den Freifahrtschein für Hass auf deutsche Juden und gleichzeitig darum, uns zu Ausländern zu machen.

Wir sind schon so weit,
dass Unmut über Israel
schlicht jeden Juden trifft.

Zum ersten Phänomen: Ich hielt jüngst einen Vortrag über die Befindlichkeiten der Juden in Deutschland. Ich hätte auch über Astronomie sprechen können. Ich sprach als zweiter Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, aber man diskutierte im Anschluss nur über Israel. Das gipfelte im Ausruf eines offenbar BDS-verstrahlten Mannes, alle deutschen Juden müssten sich von der israelischen Besatzungspolitik distanzieren. Schweigen der Runde. Zivilcourage? Fehlanzeige.

NAHOST Wir sind schon so weit, dass Unmut über Israel schlicht jeden Juden trifft. Ganz in dem Sinne bin ich im November vom örtlichen Bundestagsabgeordneten der Grünen aufs Podium geladen: Frieden im Nahen Osten und Antisemitismus in Deutschland. Wieso das miteinander verquicken? Liegt der Ball schon auf dem Elfmeterpunkt für das saublöde Argument, Juden sollten sich wegen Israels Politik nicht über Antisemitismus wundern?

In BDS laufen diese Stränge zusammen: Man provoziert deutsche Juden, sich aus innenpolitischem Interesse zu wehren, um dann Israel-Lobbyismus zu unterstellen. Man reduziert das Judentum auf Israel und macht die deutschen Juden zu Ausländern. Deshalb sind solche Preisverleihungen ein feiger, weil auch noch indirekter Angriff auf Juden.

Der Autor ist Rechtsanwalt und im Vorstand der Jüdischen Gemeinde Göttingen.

Sabine Brandes

Trump greift Israels Demokratie an

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Meinung

Wieder ein Blankoscheck für Palästina?

Europa will Gazas Wiederaufbau finanziell fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, Millionen an Hilfsgeldern würden etwas zum Besseren verändern, fragt unser Autor

von Jacques Abramowicz  10.11.2025 Aktualisiert

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025