Annina Fichtner

Nicht von einer Diktatur zur nächsten

Annina Fichtner Foto: Amin Akhtar

Am vergangenen Wochenende reiste Robert Habeck nach Katar. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der damit verbundenen drängenden Notwendigkeit, unabhängig von Energielieferungen aus Russland zu werden, verhandelte der Bundeswirtschaftsminister mit dem Golfstaat über alternative Erdgaslieferungen.

In diesem Kontext äußerte der ehemalige Außenminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel auf Twitter, dass der Golfstaat ein verlässlicher Partner des Westens sei, niemanden bedrohe und keine Terrororganisationen finanziere. Eine Aussage, die wenig mit der Realität zu tun hat.

unterstützung Denn Katar trägt seit Jahren unmittelbar zu Terror und Destabilisierung in der Region des Nahen Ostens bei, indem es islamistische Terrororganisationen wie die Hamas, die Taliban und die Al-Nusra-Front unterstützt und hohen Persönlichkeiten verschiedener Terrororganisationen als sicherer Hafen dient. Mit über 1,5 Milliarden Euro ist der Golfstaat einer der größten Geldgeber der Hamas – und finanziert damit auch in erheblichem Maße Terror gegen Israel.

Mit über 1,5 Milliarden Euro ist der Golfstaat einer der größten Geldgeber der Hamas.

Die desaströse Menschenrechtslage im Land zeigt sich nicht zuletzt an der Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen und LGBTQIA+ oder an den grausamen Arbeitsbedingungen für Gastarbeiter, die dort nahezu rechtlos sind. Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass in den vergangenen Jahren mehr als 15.000 Menschen aufgrund der katastrophalen Arbeitsbedingungen gestorben sind.

Auch wenn es derzeit wenig andere Optionen gibt, den Energiebedarf in Deutschland zu decken, wenn man sich von Putins Regime unabhängig machen will, so darf es nicht dazu führen, deshalb vor der Realität in Katar die Augen zu verschließen. Auch muss klar sein, dass die angestrebte Unabhängigkeit von Russland nicht dazu führen darf, sich gleich in die nächste Abhängigkeit von einer Diktatur zu begeben. Einer Diktatur, die Terror fördert, Menschenrechte mit Füßen tritt und die Sicherheit des jüdischen Staates handfest bedroht.

Die Autorin ist Assistant Director Policy des American Jewish Committee Berlin.

Meinung

Steinmeier auf Kuschelkurs mit einem Terrorfreund

Der Bundespräsident untergräbt mit seiner Schmeichelei gegenüber Recep Tayyip Erdogan einmal mehr Deutschlands Staatsräson

von Nils Kottmann  26.04.2024

Nils Kottmann

Israels Existenzrecht ist keine Provokation, sondern Staatsräson, Frau Özoğuz

Noch während Iran den jüdischen Staat attackierte, gab die Bundestagsvizepräsidentin (SPD) bereits Israel die Schuld an dem Angriff auf seine Bürger

von Nils Kottmann  25.04.2024

Michael Thaidigsmann

Die UNRWA-Prüfung hat keine Konsequenzen

Der Prüfbericht liegt vor, Berlin nimmt seine Förderung des Palästinenserhilfswerks wieder auf. Das könnte sich noch rächen

von Michael Thaidigsmann  25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Erinnert euch an Ägypten

Die wenigsten ägyptischen Juden haben ihre Heimat aus religiöser Sehnsucht verlassen – sie wurden vertrieben

von Mascha Malburg  22.04.2024

Meinung

Gezielte Aktionen gegen das iranische Regime werden weitergehen müssen

Warum Teheran nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern auch für die Ukraine ist

von Saba Farzan  19.04.2024

Meinung

Den Ball flach halten

Warum die israelische Antwort auf den iranischen Angriff vom vergangenen Wochenende eher verhalten ausgefallen ist

von Ralf Balke  19.04.2024

Thüringen

Die Betroffenen nicht im Stich lassen

Es braucht den langfristigen Ausbau der fachspezifischen Gewaltopferberatungsstellen

von Franz Zobel  17.04.2024

Frederik Schindler

Zeit für eine neue deutsche Iran-Politik

Deutschland sollte das Mullah-Regime nicht länger hofieren, sondern unter Druck setzen

von Frederik Schindler  17.04.2024