Katrin Richter

Demokratie statt Lethargie

Katrin Richter Foto: Katharina Bohm

Wenn am Sonntag Bundestagwahlen wären, dann würden laut einer Erhebung von Infratest dimap, 32 Prozent der Befragten die CDU/CSU, 21 Prozent die in Teilen gesichert rechtsextreme AfD, 14 Prozent die SPD, 14 Prozent das Bündnis90/Grünen, 6 Prozent die Linke, 4,5 Prozent das BSW und 4 Prozent die FDP wählen.

Nun sind am Sonntag Bundestagswahlen, und wem dieses Umfrageergebnis Unbehagen auslöst, der sollte vielleicht eines tun: wählen gehen. Wer nicht wählt, muss mit dem leben, was dann dabei herauskommt; der darf nicht meckern oder jammern, wenn Rechtsextremisten und Linksetremisten ihre Vorstellung von Demokratie umsetzen.

Nicht jammern, wählen!

Die Menschen scheinen zwar eine hohe Jammerbeteiligung deutlich zum Ausdruck zu bringen, aber wenn es darum geht, ihr demokratisches Grundrecht auszuüben, dann ist jede Ausrede gut genug.

»Ändert sich doch sowieso nichts«, »Die sind doch alle gleich«, »Die da oben, wir hier unten«, und andere Gleichgültigkeiten sind nichts anderes, als die Demokratie den Hunden zum Fraß vorzuwerfen.

Die Wahlbeteiligung spiegelt genau das wider. Sie liegt seit den 90er-Jahren durchschnittlich bei 76,6 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2021 betrug sie genau 76,6 Prozent. Das war ein ganz leichter Anstieg gegenüber 2017, aber bitte: Da geht doch noch was! Und zwar überall: In Kaufbeuren zum Beispiel, da gingen vor vier Jahren weniger als 72,1 Prozent wählen, in Duisburg 68,1 Prozent, in Vorpommern-Rügen 69 Prozent, in Neumüster 67,9 Prozent – was ist da los?

Gerade diese Wahl zählt! Oder schauen die Gleichgültigen keine Nachrichten mehr?  Sich für den Erhalt der Demokratie mal aus dem gewohnten Sonntagstrott loszureißen, ist nicht schwerer, als ein Paket von der nächsten Packstation abzuholen. Also: Am Sonntag sind mehr als 59 Millionen Menschen aufgerufen, den Bundestag zu wählen. Gehen Sie hin.

Analyse

Inszenierung des angeblich Unpolitischen

Im Prozess von Lahav Shapira gegen Burak Y. versuchte die Verteidigung, so zu tun, als hätte die Nötigung des jüdischen Studenten nichts mit dem Nahost-Konflikt zu tun. Doch Burak Y. selbst unterlief diese Strategie

von Ruben Gerczikow  18.07.2025

Meinung

Es ist an der Zeit, endlich gegenzusteuern

Deutschland sollte lernen, seine Werte selbstbewusst zu vertreten. Plädoyer für eine andere Zuwanderungspolitik

von Jacques Abramowicz  17.07.2025

Meinung

Fereidoonis Leitfaden: Gut gemeint, schlecht gemacht

Der Didaktikprofessor Karim Fereidooni hat Empfehlungen für den Umgang mit dem Gazakrieg in Schulen vorgelegt. Trotz guter Absichten weist das Papier erhebliche Schwächen auf, wie ein Forschungsverbund zurecht kritisiert

von Marc Jacobsen, Patrick Viol  17.07.2025

Meinung

Kein Mensch interessiert sich für den AStA, aber vielleicht sollte man es

An der FU Berlin berieten Studenten darüber, wie man die Intifada globalisieren könnte. Darüber kann man lachen, doch den radikalen Israelfeinden steht der Marsch durch die Institutionen noch bevor

von Noam Petri  16.07.2025

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Meinung

BSW und AfD: Zwei Ausprägungen desselben autoritären Denkens

Sahra Wagenknecht und ihre Partei nähern sich den Rechtsextremen immer weiter an. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives

von Igor Matviyets  09.07.2025

Meinung

»Demokratie leben« braucht eine Inventur

Die Idee hinter dem Förderprogramm des Bundes mag gut sein, die Umsetzung ist es nicht. Viel zu oft profitieren Extremisten und Israelhasser von den öffentlichen Geldern

von Lennart Pfahler  08.07.2025

Michael Roth

Warum Jean Asselborn nicht mehr mein Freund ist

Luxemburgs langjähriger Außenminister verbreitet bei Tilo Jung Verschwörungstheorien über Israel. Nun kündigt ihm ein sozialdemokratischer Weggefährte die Freundschaft

von Michael Roth  07.07.2025 Aktualisiert