Günter Jek

Kindergrundsicherung? Weit gefehlt

Günter Jek Foto: Gregor Matthias Zielke

Kein Kind in Deutschland sollte arm sein, ganz egal, welche Nationalität im Pass seiner Eltern eingetragen ist. Musikschule, Klassenfahrt und soziale Teilhabe müssen für jedes Kind selbstverständlich sein.

Das, was bislang über die in der Ampelkoalition konsentierten Eckpunkte der Kindergrundsicherung bekannt wurde, bleibt weit hinter dem zurück, was erforderlich wäre, um die soziale Lage von Kindern nachhaltig zu verbessern.

Wie zuvor bei Bürgergeld und dem nicht rentenfesten Mindestlohn, ist das, was nun als Kindergrundsicherung präsentiert wird, weit entfernt von den angekündigten großen Reformen der als »Fortschrittskoalition« angetretenen Bundesregierung.

Reform So wie das alte ALG II alias Hartz IV bei Beibehaltung der Berechnungssätze nun Bürgergeld heißt, wird das Kindergeld künftig zum »Grundbetrag« der Kindergrundsicherung umgelabelt. Dieser wird künftig - und hier verbirgt sich die Reform - nicht mehr auf Sozialleistungen der Eltern angerechnet werden.

Je nach Einkommen der Eltern und Alter der Kinder kann bei Bedürftigkeit ein Zusatzbeitrag gewährt werden. Ob die Bündelung der Leistungen bei den Familienkassen der Arbeitsverwaltung und die niedrigschwellige Beantragung über das Internet wirklich die beabsichtigte Wirkung haben werden, muss sich ebenso noch erweisen, wie die Höhe des Verwaltungsaufwands, die bestimmt, wieviel dieses Geldes am Ende wirklich bei bedürftigen Kindern ankommt.

Migration Wer mit zwölf Milliarden kalkuliert und am Ende das Ziel auch mit 2,4 Milliarden erreichen möchte, wird dies kaum als politischen Erfolg verbuchen können. Wer Kinderarmut mit Migration und mangelndem Arbeitswillen verknüpft, bedient dabei leichtfertig rechtspopulistische Narrative einer Wählerschicht, die sowohl die politischen Akteure als auch unseren Sozialstaat verachtet.

Das Aufstiegsversprechen, die Chance zur Teilhabe, hat über Jahrzehnte den wesentlichen Kitt der bundesrepublikanischen Gesellschaft gebildet. Es sollte nicht leichtfertig für sozialpolitische Inszenierungen geopfert werden.

Günter Jek ist Leiter des Berliner Büros der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland

Kommentar

Warum bejubelt ihr den Terror, statt euch über Frieden zu freuen?

Ein Kommentar von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel über die israelfeindlichen Demonstrationen in Berlin-Neukölln nach Verkündung der Gaza-Waffenruhe

von Philipp Peyman Engel  17.01.2025

Meinung

Die linke Tour der Alice Weidel

Mit ihren Aussagen zu Adolf Hitler im Gespräch mit Elon Musk hat die AfD-Chefin erneut ihre Inkompetenz bewiesen

von Michael Thaidigsmann  17.01.2025

Meinung

Ein Waffenstillstand ohne Sieger

Nicole Dreyfus wägt Chancen und Risiken des sich abzeichnenden Abkommens zwischen Israel und der Hamas ab

von Nicole Dreyfus  16.01.2025

Meinung

Gebt endlich ihre Tochter zurück!

Bei einem Geiseldeal geht es nicht um Ideologien, sondern um einen einzigen Wert: den, unschuldiges Menschenleben zu schützen

von Sabine Brandes  16.01.2025

Meinung

Die Kürzung der Fördermittel für antizionistische Vereine ist richtig

Unterstützung für Menschenrechtsorganisationen darf nicht bedeuten, dass man am Ende Hass und Hetze unterstützt

von Olga Deutsch  16.01.2025

Meinung

98-mal Hoffnung

Melody Sucharewicz sieht die Hamas entschieden geschwächt und bangt mit ganz Israel um die Geiseln in Gaza

von Melody Sucharewicz  15.01.2025

Mascha Malburg

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Ein Deal ist die einzige Chance, die Geiseln noch aus der Gewalt der Hamas zu retten

von Mascha Malburg  15.01.2025

Meinung

Düsseldorfs braunes Erbe

Beim Gedenken muss die Stadt konsequent sein

von Oded Horowitz  12.01.2025

Meinung

Tiefpunkt für die Pressefreiheit

An der besetzten Alice Salomon Hochschule versuchte die Rektorin zusammen mit israelfeindlichen Aktivisten, die journalistische Berichterstattung zu verhindern

von Jörg Reichel  10.01.2025