Melanie Hubermann

Kinder und Familie: Nun doch ein Thema?

Melanie Hubermann Foto: Helen Nicolai

Guten Morgen. Endlich aufgewacht?! Seit einem Jahr warte ich, so wie andere Eltern, Erzieher, Therapeuten, Ärzte und Lehrer darauf, dass Kinder, Schüler und Studierende endlich priorisiert werden. Seit über einem Jahr ist die Welt mit dieser Pandemie beschäftigt. Wir haben uns viel mit den Hochrisikogruppen beschäftigt. Doch dabei ging es ausschließlich um die Erwachsenen.

Die Politik lässt Kinder und Jugendliche in dieser Krise allein. Sie haben keine Lobby und sind somit die größten Verlierer dieser Pandemie. Ihre Bedürfnisse und Nöte sind aus dem Blick geraten. Kinder mit chronischen Krankheiten oder psychischen und sozialen Auffälligkeiten spielten bisher keine Rolle. Kinder chronisch kranker Eltern leben im totalen Lockdown.

PERSPEKTIVE Sie verlassen ihre Häuser im Dunkeln, um sicherzugehen, niemandem zu begegnen. Freunde treffen sie nur virtuell – seit mehr als einem Jahr! Aber auch Schüler, die am Wechselunterricht teilnehmen, sind frustriert, müde und verzweifelt. Schon heute sehen sie keine Perspektive. Sie wurden um ihre Jugend betrogen.

Ärzte warnen schon lange: Unsere Jugend verbringt wichtige Entwicklungsphasen in der sozialen Isolation. Diese Warnung findet aber nur der wirklich Interessierte in der »Ärzte Zeitung«. Wissenschaft und Politik haben unsere Jugend eingesperrt und vergessen. Viel zu lange wurde schlecht oder gar nicht geplant. Zuerst war diese Gruppe irrelevant, weil sie nicht schwer erkrankt. Dann wurde sie gefährlicher Überträger.

Soziales Miteinander wird totgeschwiegen. Doch genau das prägt eine starke und demokratische Gemeinschaft.

Der Satz »Diese Gruppe ist eine Gefahr für ihre Umgebung!« prägt diese junge Generation. Kinder schauen nicht mehr in die Augen ihrer Großeltern, weil sie befürchten, sie mit ihren Blicken krank zu machen.

SINNESWANDEL Ältere Schüler stehen unter Leistungsdruck. Schließlich wird über die Aufrechterhaltung des Schulbetriebs mit Blick auf den Schulstoff diskutiert.

Soziales Miteinander aber wird totgeschwiegen. Doch genau das prägt eine starke und demokratische Gemeinschaft. Es braucht Zusammenhalt, generationsübergreifende Unterstützung, um eine starke Jugend großzuziehen.

Woher nun der Sinneswandel? Entdecken Politiker das Thema Familie für die Wahl? Ist das der Grund, die Jugend zu priorisieren? Diese vernachlässigte Gruppe, unsere Kinder, die Zukunft unserer Gesellschaft, verpasst Entwicklung und gute Ausbildung. Sie werden unsere künftigen Ärzte, Politiker, Pfleger. Sie müssen unsere Schulden bezahlen. Wieso sollten sie?

Die Autorin ist Familientherapeutin, Buchautorin und Gründerin des Therapiezentrums »balagan« in Berlin.

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Charlotte Knobloch

Pessimismus können wir uns nicht leisten

Nach dem Terror in Sydney fragen sich auch Juden hierzulande erneut: Wohin? Deutschland hat bewiesen, dass es jüdischen Menschen eine Heimat sein kann und will, meint die Münchner Gemeindechefin

von Charlotte Knobloch  15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die Schweiz als Ausweichort: Ein Lehrstück über den Umgang mit kontroversen Positionen

Linke Intellektuelle verbreiteten auf einer Tagung anti-israelische Verschwörungstheorien. Die Veranstaltung zeigt, warum wir den offenen, präzisen Diskurs gegen jene verteidigen müssen, die Wissenschaftlichkeit als Tarnkappe missbrauchen

von Zsolt Balkanyi-Guery  12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025