Lukas Welz

Hilfe – ein Leben lang

Lukas Welz, Vorstandsvorsitzender von AMCHA Deutschland Foto: © Uwe Steinert

Als Richard Hirschhorn acht Jahre alt war, trafen seine Eltern eine für ihn lebensrettende Entscheidung: Sie schickten ihren kleinen Jungen nach Frankreich, von wo er vor der drohenden Ermordung durch Deutsche in die USA gebracht werden konnte. Seine Eltern und sein Bruder wurden umgebracht.

Heute wendet sich Hirschhorn als Freiwilliger bei AMCHA, den psychosozialen Zentren in Israel, Überlebenden der Schoa zu. 18.726 Menschen haben 2018 die psychosoziale Hilfe von AMCHA wahrgenommen, vor allem Überlebende, die jüngsten von ihnen sind 74 Jahre alt. Das sind doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren.

TRAUMA Wenn wir verstehen wollen, warum therapeutische und soziale Begleitung auch 74 Jahre nach Ende der Schoa notwendig sind, müssen wir begreifen, dass die Vergangenheit gerade im Alter ihre belastende Wirkung entfalten kann. Es hängt weniger von der Schwere der erlittenen Gewalt als vielmehr von der Tiefe der einschneidenden Erfahrungen ab. Dass Richard Hirschhorn Überlebender ist, war ihm lange selbst nicht bewusst. Doch auch der Verlust seiner Eltern und die unbekannte Herkunft können traumatisierende, auf die Schoa zurückzuführende Erfahrungen sein.

Auch der Verlust der Eltern und die unbekannte Herkunft können traumatisierende Erfahrungen sein.

Überlebende eint der Wunsch nach Anerkennung und Gemeinschaft, um so die Kluft zwischen ihren belastenden Erfahrungen und der Gesellschaft zu überbrücken. Soziale Folgen können zusätzlich belastend einwirken: Armut durch verhinderte Bildungswege, Einsamkeit durch den Tod nahestehender Menschen, fehlende Würdigung ihrer Leidensgeschichte oder antisemitische Vorfälle in Europa, die Traumata reaktivieren können.

Richard Hirschhorn versteht die anderen Überlebenden, ohne dass sie sprechen müssen. Er bietet einen geschützten Raum, ohne selbst Therapeut zu sein. Durch unser eigenes Handeln und unsere Solidarität können wir dazu beitragen, Hilfe für Überlebende der Schoa bis zum Lebensende zu ermöglichen.

Der Autor ist Vorstandsvorsitzender von AMCHA Deutschland.

Meinung

Abzug aus Westjordanland wäre kein Beitrag zu einer friedlichen Lösung

Bei den UN wird heute über eine Resolution abgestimmt, die Israel zur Räumung des Westjordanlands auffordert. Das wäre ein kurzsichtiger Fehler, finden unsere Gastautoren

von Benjamin Klein, Wolfgang Bock  17.09.2024

Meinung

Die Doppelgänger des Kreml

Wie funktioniert die russische Desinformationskampagne? Jacques Abramowicz hat sich die jüngsten Erkenntnisse des bayerischen Verfassungsschutzes näher angeschaut

von Jacques Abramowicz  17.09.2024

Ulrike Becker

Teheran und seine Gangster

Es kann keine normalen Beziehungen mit einem Regime geben, das in Deutschland Juden und Israelis ermorden will

von Ulrike Becker  12.09.2024

Meinung

Ich sehe in Deutschland immer öfter, wovor ich aus dem Iran geflohen bin

Nach dem Anschlag von München fragt sich unsere Autorin, ob sie ihre Kinder noch schützen kann

von Shahrzad Eden Osterer  11.09.2024

Meinung

Kein Geld für Terror: Schweiz als Vorbild

Der Nationalrat ist für einen Stopp aller Schweizer Zahlungen an die UNRWA. Daran sollte sich Deutschlands Außenministerin Baerbock ein Beispiel nehmen

von Nicole Dreyfus  10.09.2024

Meinung

Angriffe auf Israels Norden: Die Welt schaut weg

Es kann nicht sein, dass der Hisbollah-Terror gegen Israel durch deutsche Technik unterstützt wird, findet unser Gastautor

von Alon David  10.09.2024

Saba Farzan

Keine Geschäfte mit den Mullahs

Es ist nicht die alleinige Verantwortung der deutschen Unternehmen, aus dem Iran-Handel auszusteigen, sondern auch eine Pflicht der Politik, andere Märkte zu öffnen

von Saba Farzan  07.09.2024

Einspruch

Wer mordet, will keinen Deal

Philipp Peyman Engel erinnert daran, dass nicht die israelische Regierung, sondern die Hamas sechs israelische Geiseln umgebracht hat

von Philipp Peyman Engel  06.09.2024 Aktualisiert

Meinung

Palästina-Aktivisten sind keine Streiter für Kunstfreiheit

In Dortmund störten sie eine Veranstaltung, auf der ein Film über die Massaker der Hamas gezeigt werden sollte

von Stefan Laurin  06.09.2024