Meron Mendel

Hessen – was ist eigentlich los?

Meron Mendel, Direktor der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank Foto: privat

Meron Mendel

Hessen – was ist eigentlich los?

Schluss mit der Verharmlosung von rechtem Terror!

von Meron Mendel  23.07.2020 12:26 Uhr

»An Hessen führt kein Weg vorbei.« Mit diesem Slogan wollte die Regierung ihr Land in der Welt bekannter machen. Dieses Ansinnen scheinen vor allem Neonazis zu beherzigen, denn regelmäßig bringen sie meine Wahlheimat international in die Schlagzeilen. Aktuell, indem sie Frauen und Queers Morddrohungen schicken, die sie mit »NSU 2.0« unterschreiben.

Dass dafür seit 2017 Polizeicomputer als Fundgrube dienen, will niemand mitbekommen haben. Dass es ein rechtsextremes Netzwerk in der hessischen Polizei gibt, hat die Regierung lange bestritten. Betroffene wurden ignoriert, ihre Anzeigen eingestellt.

NSU Das hat hier Tradition. Beim Nichtermitteln gegen rechts ist Hessen »vorn«. Ebenfalls ungeklärt blieb seit dem letzten Mord des NSU 2006 an Halit Yozgat in Kassel: Was trieb ein Mitarbeiter des Landesverfassungsschutzes zum Tatzeitpunkt am Tatort? Viele fragen sich, ob das reiner Zufall war.

Vorreiter ist Hessen nicht nur im Ausblenden, sondern auch im Verbiegen der Realität

Vorreiter ist Hessen nicht nur im Ausblenden, sondern auch im Verbiegen der Realität (zu Hufeisen): Nach der Hinrichtung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) durch einen bekannten Neonazi im Sommer 2019 startete die Landesregierung eine Kampagne gegen die »drohende Gefahr« des Linksextremismus. Flächendeckend wurden Schulen mit Plakaten versorgt, auf denen Zitate von Marx, Lenin und Mao zu lesen sind.

HANAU Alle wissen, dass das reiner Whataboutism ist. Kurz darauf starben weitere neun Menschen – an den Schüssen eines kranken Rassisten sowie an der hessischen Tradition des Wegschauens, Verharmlosens und Vertuschens von rechtem Terror.

Als hätte es sich bei dem Anschlag in Hanau um die erste rechte Gewalttat gehandelt, verkündete Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) danach: »Wehret den Anfängen!« – wohlgemerkt fast 14 Jahre nach dem Mord an Yozgat.

Fischen wird nachgesagt, sie hätten ein Drei-Sekunden-Gedächtnis. Dieser Mythos ist wissenschaftlich widerlegt: Sie können sich sogar bis zu fünf Monate erinnern. Ist es zu viel, dasselbe von unserer Landesregierung zu verlangen?

Der Autor ist Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt.

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  07.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  07.11.2025 Aktualisiert

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025