Olivia Sarma

Hessen blockiert Mittel für Opfer

Olivia Sarma Foto: Felix Schmitt

Hessen ist ein Zentrum des Rechtsextremismus. Spätestens nach dem Mord an Walter Lübcke und dem rassistischen Attentat von Hanau kann daran niemand zweifeln.

In Frankfurt verschickte der »NSU 2.0« mit Daten von Polizeicomputern Drohungen an die Anwältin Seda Basay-Yildiz, in Wächtersbach schoss ein Mann aus rassistischen Motiven auf einen Eritreer, in Kassel wurde Halit Yozgat vom NSU ermordet.

Attentate Nazi-Schmierereien an Restaurants jüdischer Inhaber oder antisemitische Beschimpfungen in der S-Bahn sind von einer traurigen Regelmäßigkeit. Wer beruflich in diesem Themenfeld arbeitet, denkt nach jedem Attentat, jedem Angriff aufs Neue: Nun muss die Politik doch aufwachen! Nur um jedes Mal wieder festzustellen: Nein, es hat mal wieder nicht gereicht.

Nach den ersten Solidaritätsbekundungen folgt meist: wenig bis gar nichts. Dies festzustellen, ist weder resigniert noch zynisch. Es beschreibt lediglich unsere Erfahrungen. Dennoch macht es sprachlos, dass wir mit dem hessischen Innenministerium über »Soforthilfen« streiten müssen, die uns der Bund nach dem 19. Februar zugesichert hatte.

Sachmittel Das Land weigert sich nun, diese Mittel für die Bezahlung unserer Beraterinnen und Berater freizugeben. Ohne Not wurde eine »Zweckbindung für Sachmittel« an die Verwendung gekoppelt.

Mehr als vier Monate nach dem schlimmsten Terroranschlag der Landesgeschichte warten wir noch immer auf das Geld. Mein Team ist seit dem Attentat ununterbrochen in Hanau. Wir sind müde und erschöpft. Wir wissen ehrlich gesagt nicht, was wir mit »Sachmitteln« anfangen sollen. Die Angehörigen brauchen keine Spiralblöcke. Sie brauchen menschliche Ansprache und qualifizierte Beraterinnen und Berater.

»Dass wir alles tun, alles was wir können«, hatte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier nach der Tat versprochen; den Opfern »beizustehen, sie zu unterstützen und ihnen unbürokratisch zu helfen«, der Fraktionschef der hessischen Grünen. Von einer Zweckbindung war damals keine Rede.

Die Autorin ist Kulturanthropologin an der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt.

Kommentar

Der »Tages-Anzeiger« und das Geraune von der Lobby

Die Zeitung unterstellt, erst eine Intervention des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes habe zur Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese durch die Uni Bern geführt. Dabei war die Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Meinung

Lasst uns nicht allein!

Nach dem Canceln von Lahav Shani durch das Flandern-Festival in Gent befürchtet Maria Ossowski, dass Juden Europa jetzt verlassen wollen

von Maria Ossowski  11.09.2025

Meinung

Gent: Boykottiert die Boykotteure!

Dass die Münchner Philharmoniker in Gent nicht auftreten dürfen, weil sie mit Lahav Shani einen israelischen Dirigenten haben, ist eine Schande - und erfordert eine deutliche Antwort deutscher Kulturschaffender

von Michael Thaidigsmann  10.09.2025

Meinung

Wenn Wutausbrüche Diplomatie ersetzen

So verständlich der Frust ist, tut sich Israels Regierung mit ihrer aggressiven Kritik an westlichen Regierungen und ihren Einreiseverboten für europäische Politiker keinen Gefallen

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Meinung

Bitte mehr Sorgfalt, liebe Kollegen!

Weltweit haben Medien die Geschichte verbreitet: In Gaza sei ein hilfesuchendes Kind von Israelis erschossen worden. Es stimmt nur nicht, wie sich nun herausstellt. Von professionellen Journalisten darf man eigentlich mehr erwarten

von Susanne Stephan  08.09.2025

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert

Meinung

Einseitig, fehlerhaft, selbstgerecht

Die »International Association of Genocide Scholars« bezichtigt Israel des Völkermords. Die Hamas spricht sie von jeder Verantwortung für die Lage in Gaza frei. Eine Erwiderung

von Menachem Z. Rosensaft  05.09.2025

Meinung

Vuelta-Radrennen: Israelhasser ohne Sportsgeist

Bei der spanischen Radtour ist der israelische Rennstall Ziel von Störaktionen. Nun forderte der Rennleiter das Team auf, nicht mehr anzutreten. Wenigen Fanatiker gelingt es, Israel vom Sport auszuschließen - wie so oft in der Geschichte

von Martin Krauss  04.09.2025

Kommentar

Gaza: Das falsche Spiel der Vereinten Nationen

Die UN ist kein neutraler Akteur im Gazakrieg. Ihre Vertreter scheuen sich nicht, irreführende Zahlen in Umlauf zu bringen und die Hamas als legitime politische Kraft zu präsentieren

von Jacques Abramowicz  03.09.2025