Kommentar

Harte Haltung gegen die Hamas

Dass US-Präsident Donald Trump sich mit freigelassenen Geiseln traf, ist mehr, als große Teile der israelischen Regierung tun

von Sabine Brandes  06.03.2025 17:30 Uhr

Sabine Brandes Foto: privat

Dass US-Präsident Donald Trump sich mit freigelassenen Geiseln traf, ist mehr, als große Teile der israelischen Regierung tun

von Sabine Brandes  06.03.2025 17:30 Uhr

Donald Trump ist kein Mann der warmen Worte. Niemand, der sich zu Kindern hinunterbeugt, liebenswürdig lächelt und Umarmungen verteilt. Hätte man sich gewünscht, dass der mächtigste Mann der Welt die gequälten Ex-Geiseln, die kurz zuvor aus den Terrortunneln der Hamas gekommen waren, in den Arm nimmt oder ihnen zumindest auf die Schulter klopft? Selbstverständlich! Solche Bilder machen Titelseiten.

Doch während sie die Herzen der Menschen in aller Welt erwärmen, die Herzen der Hamas lassen sie kalt. Terroristen verstehen nur eine Sprache: die der Härte. Und diese Sprache beherrscht Trump perfekt. »Wenn ihr die Geiseln nicht freilasst und tut, was ich will, seid ihr tot!«, postete er nach dem Treffen in Richtung der Terrororganisation.

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Kein Wenn und Aber. Es geht nach Trumps Willen und sonst gar nichts. Dabei sorgt er sich wohl kaum darum, dass seine Taktik auch das Gegenteil bewirken könnte. Schließlich spricht er sogar mit eigentlich Verbündeten eine oft ähnlich feindselige Sprache und zwingt ihnen seine Denkmuster in Schwarz-Weiß auf.

In dem Fall der Geiseln in Gaza aber heiligt der Zweck die Mittel. Das Ziel, wofür besonders die Freigelassenen kämpfen, ist es, die noch immer von der Hamas gefangengehaltenen unschuldigen Menschen nach Hause zu holen. Denn ihre Zeit läuft ab. Jeder Tag, ja jede Stunde, schweben sie in größerer Lebensgefahr. Bald schon könnte es niemanden mehr geben, den man noch retten kann. Viele sind überzeugt, dass Trumps harte Haltung der einzige noch mögliche Weg ist, um diesen Horror endlich zu beenden.  

Dass sich Trump die Zeit genommen hat, eine Gruppe von Überlebenden in seinem Büro zu treffen, sie sprechen zu lassen und ihnen zuzuhören, ist außerdem mehr, als große Teile der israelischen Regierung den befreiten Geiseln – ihren eigenen Landsleuten – seit Beginn des grausamen Dramas zugestehen.

Während aus Washington nun Fotos von Trump und den zutiefst dankbaren Geiseln um die Welt gehen, kamen kurz zuvor aus der Knesset in Jerusalem Bilder von Angehörigen und Überlebenden des Hamas-Massakers, die am Boden liegen. Sie wurden von Sicherheitsbeamten abgedrängt und geschubst, weil sie Zugang zu einer Diskussion um eine Untersuchung in Regierungsversäumnisse vor dem 7. Oktober verlangt hatten. Es wurde ihnen verwehrt.

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Am Donnerstag ließ sich Premierminister Benjamin Netanjahu mit der befreiten Geisel Tal Shoham und seiner Frau Adi fotografieren. Zuvor hatte er keine der während des zweiten Deals befreiten Geiseln persönlich getroffen. Schadensbegrenzung? Für die Eltern des jungen Soldaten Matan Angrest, der noch immer in der Gewalt der Hamas gefoltert wird, sieht das sicherlich so aus. Sie warten seit einem Jahr und fünf Monaten auf ein Treffen.

Die Autorin ist Israel-Korrespondentin der Jüdischen Allgemeinen.

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